Mein kleines Auto ist in der Werkstatt. Seit ein paar Wochen konnte ich die Motorhaube nämlich nicht mehr öffnen. Nicht, dass das kriegsentscheidend wäre, aber wo man schon eine hat, sollte sie auch aufgehen. Ich habe es also in die Werkstatt gestellt und nachdem es repariert wurde, habe ich es dort einfach vergessen. So wenig benutze ich das Auto im Moment. Total verrückt. Da mein Knie mir die letzten Tage ein paar Probleme bereitet bin ich heute früh am überlegen, ob ich hin laufe, oder vom Zeugwart gefahren werde. Meistens geht es meinem Knie nämlich nach Bewegung besser. Es ist nicht so, dass es wirklich angeschwollen ist. Es fühlt sich einfach nur so an. Das ist nervig und unangenehm. Bewegung ist deshalb gut. Danach fühlt es sich meistens nicht mehr so drückend.

Ich beschließe also zur Werkstatt zu laufen.

Es sind eh nur knapp 3km, das kann ich, wenn Trab nicht gut tut, auch einfach walken. Absolut machbar. Ich ziehe mich also um und nehme meine EC – Karte mit. Immerhin muß ich das Auto ja quasi auslösen. Kostenfrei werden sie die Reparatur höchstwahrscheinlich nicht durchgeführt haben. Dafür ist das kleine Auto auch einfach schon zu alt. Draußen ist es mit feuchten 4°C wirklich ungemütlich. Allerdings bin ich was Klamotten angeht natürlich nicht wirklich schlecht ausgestattet und so finde ich natürlich etwas passendes in meinem Schrank. Ich nehme außerdem noch meine neuen Schnäppchenkopfhörer mit und höre wieder einen Podcast. Irgendwie liegt mir das im Moment mehr, als Musik beim Laufen. Ganz anders ist es beim Rolle fahren. Da geht es ohne Musik kaum. Ein Podcast ist da für mich überhaupt keine Option. Aber beim Lauftraining kann ich gut einem Podcast zuhören. Das entschleunigt mich zusätzlich und ich kann mich dabei auch prima auf die Laufaufgabe konzentrieren.

Hoffnung

Der uneinsichtige rücksichtlose Hundebesitzer vom Wochenende sitzt mir heute immer noch im Hinterkopf, als ich auf die Straße trete und lostrabe. Meine Uhr hat nur 12% Akkuladung und ich bin gespannt, ob sie bis zum Autohaus überhaupt durchhält. Allerdings kommt es darauf auch nicht wirklich an. Klar, nutze ich den Lauf als Trainingseinheit. Aber das Garmin Coach Training von Amy werde ich auf den knappen 3km natürlich nicht umsetzen können. Es ist der Coaching Funktion zwar egal, ob ich ihre Einheit ablaufe, oder eben nicht, aber laufen ist halt laufen. Also starte ich die Uhr und drücke mir selbst die Daumen, dass ich ohne rücksichtlose Begegnung später auf Stopp drücken kann. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Auch bei sowas. Es könnte ja immerhin sein, dass auch so ein Hundebesitzer mal einen schlechten Tag hat und heute eben auch mal einen Guten.

Erfreulicherweise merke ich den positiven Effekt der Bewegung für mein Knie sofort. Es dauert wirklich nur ein paar hundert Meter und die Bewegung in der Bandage hilft meinem Kniegefühl und der Druck lässt nach. Erstaunlich, was die Bandage, die ich ja nur als Versuch erhalten haben, tatsächlich bewirkt. Der Arzt kann wirklich zufrieden sein. Vielleicht habe ich ja wirklich die Chance, das Knie so weiter zu trainieren, dass ich die Bandage auch irgendwann einfach weg lassen kann. Wer weiß das schon? In die Zukunft kann natürlich keiner schauen, das ist mir klar. Aber hoffen kann man immer, das ist nicht verboten. Ich trabe also, ohne  Druck, den Weg zum Autohaus entlang und begegne dabei einem umsichtigen Hundeführer.

Einstellungssache

Leider ist mein Gemüt so getrübt, dass ich der Sache tatsächlich nur ganz begrenzt etwas positives abgewinnen kann. Also ich würdige das positive, rücksichtsvolle, Verhalten des Hundeführers nicht ausreichend. Zumindest kommt es mir vor. Also entspricht das Verhalten nicht meinen Erwartungen, flippe ich total aus und die Rücksichtslosigkeit verhagelt mir manchmal viele Stunden die Stimmung. Ist es allerdings andersherum, und jemand erfüllt meine Erwartungshaltung, bereitet mir das keine ähnliche große Freude. Es ist dann einfach normal. Weil es eben meine Erwartungshaltung ist.

Schöner wäre es, wenn es andersherum wäre. Aber mein Gemüt geht mir den Dingen eben so um. Das passiert automatisch.

Im Endeffekt bin ich nach dieser positiven Begegnung dann auch ratz Satz in der Werkstatt und nehme mein repariertes Auto in Empfang. Ich bin wirklich froh, dass ich hergelaufen bin. Und erfreulicherweise ist die Garmin App auch total zufrieden mit meiner Sporteinlage. Allerdings glaube ich, dass sie das wäre, egal was ich lauftechnisch auf dem Waldboden abgeliefert hätte. Dieser Trainingsplan gibt keine Bewertungen ab. Es ist nur entscheidend, dass ich Laufen gehe. Eigentlich passt as ja ganz gut. Immerhin ist das für mein Knie auch das Wichtigste. Läuft also.