Nachdem ich gestern das Wochenende mit der Team Zoot Zwiftausfahrt eingeläutet habe, geht’s heute mit großen Schritten ab ins Wochenende. Gleich früh gibt’s frische Brötchen zum Frühstück, die ich direkt vor unserer Haustür abhole. Wir lassen uns nämlich gerade unsere Frühstücksbrötchen auf Probe liefern. Das ist praktisch, absolut bezahlbar und sogar absolut lokal. Ich glaube, wir bleiben dabei. Nachdem ich das Frühstück etwas verdaut habe, ziehe ich mir mal meine Laufklamotten an. Bei uns sind es +1°C und angeblich soll heute bestes Wetter sein um draußen zu sein. Der Radiomoderator sagt das so, als gäbe es was zu feiern. Dabei sind alle Ausflugsparkplätze gesperrt und die Verbreitung des Corona Virus einzudämmen.

Ich will heute mal woanders lang laufen und schau bei Komoot mal, wie lange die Strecke so ist. Da der Zeugwart eh nirgends hin kann im Moment, könnte er mich zur Not abholen. Allerdings plane ich das nicht mit ein. Ich will schon eine Runde laufen. Erst mal an den Main, dann entweder zwei oder drei Brücken weit und dann durch den Wald zurück. Zur Unterhaltung lade ich mir eine Folge vom Bevegt Podcast runter und dann greife ich noch zu Handschuhen. Die ersten Kilometer ist es nämlich sicherlich ziemlich frisch an den Händen.

Auf der Straße trabe ich los und finde gleich einen guten Tritt. Es ist mir egal, wie schnell oder langsam ich unterwegs bin. Ich trabe einfach und achte darauf, dass ich sauber aufsetze und dass ich im Oberkörper aufrecht bin. Für heute habe ich mir die längste Strecke seit dem Ironman 70.3 Kraichgau vorgenommen. Es ist nicht so, als müsste ich das laufen, oder als stünde es irgendwo. Aber ich habe Lust dazu. Ich kann, nachdem ich eingelaufen bin, gut wie ein Uhrwerk laufen. Wie ein langsames Uhrwerk natürlich, aber eben einfach kontinuierlich. Ich trabe dann einfach und immer weiter.

Der Weg an den Main kommt mir deutlich kürzer vor, als sonst. Ich bin aber nicht flotter gelaufen. Ich glaube, es liegt daran, dass ich in meinem Kopf den Weg etwas eingeteilt habe. Visualisierung nennt das der Profi. Es sind Etappen auf dem Weg, die ich kenne und so ist der Main zwar eine Etappe, aber eben eine, am Anfang. Die wird einfach abgehakt und weiter geht’s. Der Podcast auf meinen Ohren ist kurzweilig und ich trabe am Main entlang und genieße den Lauf in vollen Zügen. Ich kann ganz gut atmen, laufe einfach meinen Rhythmus und ziehe nach guten 4km dann auch meine Handschuhe aus. Meine Hände sind angenehm warm mittlerweile.

Am Main begegnen mir ein paar Läufer und sogar auch ein paar Radfahrer. Seit neustem stehen hier auch Schilder, die auf einen rücksichtsvollen Umgang zwischen Fußgängern und Radfahrern hinweisen. Die Radfahrer überholen in großem Abstand, warten, bis Platz ist und wir Läufer hüpfen öfter mal auf die Wiese um den Platz zu gewähren, damit der Radfahrer nicht über gefrorene Stellen fahren muß. Ob es daran liegt, dass wir heute nicht so Viele am Main sind oder ob die Schilder Wirkung zeigen, weiß ich nicht. Aber das Miteinander ist heute angenehm. Viel angenehmer, als sonst.

Nach guten 11km biege ich vom Main ab und laufe in Richtung Wald. Hier muß ich nach sprühen. Die Feuchtigkeit und Kälte im Wald ist für mich deutlich anstrengender, als die kühle Luft am Main. Aber das passt schon. Es ist ja nicht so, als wollte ich hier einen Geschwindigkeitsrekord aufstellen. Im Wald gibt’s auch genügend gefrorene Stellen, wo es sich eh nicht anbietet normal drüber zu laufen, sondern etwas mehr Vorsicht walten zu lassen. Das mache ich auch. Stürzen will ich auf keinen Fall. Im frostigen Wald gibt’s also einige Gehpausen. Zurück auf den nicht so geschützten Wegen, gibt’s keine vereisten Stellen mehr und ich kann den Rest gut heim laufen.

Was bin ich stolz und zufrieden, als ich in unsere Straße abbiege und feststelle, dass ich heute 15km unterwegs war. Das ist ein großer Grund zu feiern. Immerhin bin ich seit dem Wettkampf im Kraichgau nicht mehr so weit gelaufen. Nicht aufzugeben und den Prognosen der Ärzten nicht alles zu glauben hat also durchaus Sinn gemacht. Darüber bin ich wirklich sehr froh!