Wenn ich daran zurückdenke, dann hat mir die Tour of Europe von FulGaz wirklich außerordentlich viel Spaß gemacht. Die Aufmachung, dass ich immer drei Tage Zeit hatte, um die Etappe abzufahren und die nächste dann erst online geschaltet wurde, war super. Eine Struktur, die mir sehr gut gefallen hat. Und vor allem eine Struktur, die mir aus sportlicher Sicht jetzt fehlt. Ich bin irgendwie planlos jetzt. Das passt zur Ruhewoche, die der Athletenkörper nach drei bis vier Wochen ja sowieso braucht, aber das soll nicht die Regel werden.

Nach draußen gehen, um eine Runde zu laufen und damit für Abwechslung zu sorgen, kommt für mich allerdings weiterhin nicht in Frage. Ich möchte weiter Rad fahren. Drinnen. Aber heute rennt die Zeit. Also zumindest rennt sie mehr als sonst. Oder ich komme einfach nicht so in die Gänge, wie ich das eigentlich möchte? Wenigstens bin ich schon mal sportlich angezogen, das ist ja wirklich die halbe Miete. Aber wirklich motiviert bin ich nicht. Mich zieht es eher auf den Balkon. Allerdings kann ich auch nicht schon wieder Athletiktraining machen. Das kann einem sonst auch leicht zu den Ohren raus kommen. Ich beschließe also zu rudern, damit ich mich wenigstens ein bisschen bewege heute.

In Stimmung dafür bin ich allerdings nicht. Das Struktur – freie Motivations– Loch tut sein übriges, so scheint es mir. Während ich das Rudergerät aufbaue fallen mir ungefähr 700 Sachen ein, die ich lieber machen würde. Es ist nicht so, dass ich mich quäle. Aber zum Rad fahren hätte ich mehr Lust. Oder zum einfach weiter auf dem Balkon rumsitzen. Allerdings ist das natürlich wirklich total unsportlich und kommt nicht in Frage. Und zum Rad fahren gehört ja auch irgendwie eine Route. Zwift reizt mich heute überhaupt gar nicht. Dieses ständige „Schließe die Lücke“ schreckt mich ab. Ich will heute sporteln, aber eben gemütlich irgendwie.

Klar, dann kann ich es im Prinzip auch lassen. Weiß ich selbst. Aber ganz ohne Bewegung ist irgendwie auch nichts. Ich weiß also, dass die fehlende Struktur mich hier blockiert. Das ist eine gute Erkenntnis, denn so kann ich mir einfach einen Plan machen, damit mich das nicht noch mal runterzieht. Das Rudergerät steht mittlerweile und weil ich die Balkontür weit öffnen kann, bin ich ja doch auch irgendwie auf dem Balkon. Trotzdem fallen mir weiterhin ziemlich viele Sachen ein, die jetzt einfach wichtiger sind, als zu rudern. Ganz wirr. So ging es mir früher, wenn es um ein unangenehmes Lernthema ging. Alles war wichtiger als Vokabeln, zum Beispiel.

Ich rudere heute wirklich halbherzig. Und deshalb halte ich es auch kurz. Ein bisschen Bewegung ist gut. Aber es bringt jetzt auch nichts, mit zu wenig Liebe dranzugehen und mich zu sehr zu quälen. Die knappe halbe Stunde, die ich heute ruder, ist wirklich das Allerhöchste der Gefühle. Ganz verrückt, aber länger habe ich wirklich überhaupt gar keine Lust. Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig es ist, eine Struktur zu haben. Sei es, als Tagesplan, oder als Übungsabfolge, oder eben als Trainingsplan. Einfach so in den Tag hinein ist mal ganz nett, aber eben keine Dauereinrichtung. Zumindest nicht für mich. Ich scheine Struktur zu mögen. Das muß nichts schlechtes sein.

Am Abend teile ich meine Erkenntnis heute dem Zeugwart mit. Ich sage ihm, dass ich bei der Tour of Europe total motiviert war und dass ich das jetzt wieder haben möchte. Also machen wir einen Plan. Bei FulGaz gibt’s mehrere Möglichkeiten, wie man seine Touren aussuchen kann. Ich entscheide mich spontan für eine Durchfahrt der Touren pro Land und werde morgen mit Schweden beginnen. Immerhin bin ich Alpe d’Huez hochgefahren, was soll mich da denn wirklich schocken, bei den restlichen Touren?

Im Juni, wenn wir dann immer noch in dieser speziellen Situation sind, könnte ich mich dann an das virtuelle Race Across America dranhängen. Denn die richtige Veranstaltung fällt der Corona Pandemie zum Opfer. Irgendwie logisch, wie so viele andere Veranstaltungen. Aber cool, dass es eine virtuelle Version geben wird. Natürlich ist mir klar, dass ich keine 1.000 km online fahren werde, oder sogar noch mehr. Aber die Möglichkeit zu haben, dass man dort eben mitfährt, ohne großartiges Reise und vor allem die wichtige Begleitung, ist echt super cool. Ich freue mich drauf. Und schon ist meine Laune deutlich besser, als noch vorhin. Noch eine Runde rudern möchte ich zwar nicht, aber ich freue mich total, auf die Tour in Schweden, die ich morgen fahre.