Die 7. Etappe der FulGaz Tour of Europe ist seit gestern online, aber nach der 6. Etappe, die ja praktisch ohne Höhenmeter, dafür aber recht flott war, brauchte ich einen Tag Pause. Ob der gestrige Tag als wirklicher Pausentag zählt, weiß ich nicht, denn ich habe ihn komplett der Hausarbeit gewidmet. Morgens habe ich ja die Meile mitgemacht und dann ging es mit Staubwischen, saugen, wischen, Fenster putzen und aufräumen über zwei Etagen zur Sache. Für Alpe d’Huez war da also keine richtige Gelegenheit.

Allerdings habe ich mich gestern dann schon mental auf die Etappe vorbereitet und die Klamotten rausgelegt. Ich habe mir außerdem ein paar Flaschen zurechtgestellt und beschlossen, dass ich beim Anstieg nach Alpe d’Huez besonders darauf achte, mich gut zu verpflegen. So ein Ofen kann nur ordentlich heizen, wenn er befeuert wird. An so einem Anstieg schlapp zu machen oder sich komplett leer zu fahren, bietet sich in der realen Fahrerei nicht an, und auf der Rolle eben auch nicht.

Nach dem Frühstück, dass ich etwas im Finca Style gewählt habe, ziehe ich mich um, setze meine Kontaktlinsen ein und bereite alles vor. Drei Flaschen. Zwei davon mit Iso, eine mit Wasser. Ich glaube allerdings, dass eine Wasserherangehensweise bei Alpe d’Huez nicht angebracht ist. Das Risiko der Leerfahrerei ist zu groß. Aber zur Sicherheit gibt’s die Wasserflasche, falls zu viel Iso zu süß ist. Ich richte alles ein, lade die Tour und prüfe die Verbindungen. Im Grunde kann ich nun loslegen.

Und weil es auch nichts bringt den Tag und damit die Zeit, die mir zur Verfügung steht, zu verkürzen, mache ich das dann auch. Die ersten Meter geht’s bei Etappe 7 gleich richtig hoch. Ich höre Musik und beschließe, dass ich über die fast 13km die vor mir liegen ordentlichst trinke. Bei einem richtigen Anstieg geht das natürlich nicht so, denn ich kann nicht einfach so nachfüllen. Hier und heute ist das kein Problem. Der Zeugwart kommt regelmäßig hoch und schaut, ob alles in Ordnung ist. Er ist quasi der Athletenbetreuer, der bei der Tour der France als Versorgungsfahrzeug existiert. Nur ohne Fahrzeug natürlich.

Der Anstieg hat es in sich. Natürlich. Das war vorher klar. Im Grunde hat mir der Zeugwart das schon gesagt, als ich ihm überhaupt mit der FulGaz Tour of Europe Idee kam. Da hat er mich schon für total verrückt gehalten. Allerdings ist es ja nun auch wirklich so, dass man es doch einfach mal probieren kann. Wenn ich nicht hoch komme, dann lasse ich es halt. Aber warum sollte ich nicht hoch kommen? Die letzten Etappen hatten schon gut steile Passagen, also trete ich die ersten Kilometer mit den 10% Steigungen eben weg. Nicht schnell, aber eben kontinuierlich.

Die Kehren hier sind mit weißen Schildern durchnummeriert. Ich arbeite mich eine nach der Anderen nach oben. Die Aussicht hier muß überragend sein. Allerdings ist es total diesig und der Berg hängt in einer Wolke, so dass es keine wirkliche Sicht gibt. Ein solcher Aufstieg kann einen ja auch ungemein erden und dann ist die Aussicht auch egal. Ich konzentriere mich. Auf die bemalte Straße, auf die Restdekorationen, die hier noch aufgebaut sind, auf die Denkmäler und natürlich auf die nächste Kehr und ob wirklich richtig gezählt wurde, beim Aufhängen der Schilder.

Weil ich mich heute wirklich ganz vorbildlich verpflege, füllt mir der Zeugwart noch mal eine Flasche mit Iso auf. Er öffnet auch eine Tüte mit Energiegummibärchen und feuert natürlich auch an. Die Geschwindigkeit der Profiradfahrer ist hier hoch ja wirklich unglaublich. Ich werde die nächste Tour de France, die ja wahrscheinlich erst im kommenden Jahr statt finden wird, auf jeden Fall noch ehrfürchtiger ansehen. Corona wird das Spektakel ja bestimmt in diesem Jahr platzen lassen. Wie schade.

Auf den letzten Metern ist der Zeugwart neben mir. Wir sind beide begeistert, dass ich nicht so lange gebraucht habe, wie wir ursprünglich angenommen hatten. Verrückt, wie schnell die Zeit vergeht und vor allem wie es sich dann doch anfühlt, wenn so eine Tour vorbei ist. Ich habe alle 7 Etappen der FulGaz Tour of Europe absolviert. Das war eine sehr kurzweilige sportliche Angelegenheit.