Eine gewisse Routine im Trainingsplan ist nicht verkehrt und deshalb geht es für mich heute wieder zum Schwimmtraining. Trainingsgestaltung erfolgt ja leider oft auch fremdgesteuert, weil man sich an Öffnungszeiten, Verfügbarkeiten oder womöglich noch nach der Arbeit richten muss. Da wünscht man sich manchmal, dass es nicht ganz so viele Nebenschauplätze gäbe. Obwohl das Leben als Triathlonprofi auch ganz sicher alles andere als Zuckerschlecken ist. Und auch als Profi hat man Schwimmbad-Öffnungszeiten. Es sei denn im Garten steht ein Becken mit Gegenstromanlage. 

Luxus Pool oder Massenabfertigung

Aber wo ist das denn schon der Fall? Hätten der Zeugwart und ich einen Garten, dann hätten wir garantiert so einen Endless Pool. Wir haben aber weder Garten, noch Pool, also richte ich mich nach den Schwimmbad-Öffnungszeiten und gehe heute ins kühle Nass. Obwohl das Becken gar nicht so kalt ist, wie man es erwartet. Draußen ist es dafür schon recht ungemütlich und da soll ja über Nacht auch noch richtig Unwetter kommen. Nun gut. Erst mal versuche ich es heute mit Schwimmtasche packen und alles im Spind verstauen. Dann schnappe ich mir meinen Plan, lege Flossen, Schnorchel und Paddles bereit, und springe ins Wasser. 

In einem 25 m Becken bekommt man beim Streckenschwimmen recht leicht einen Drehwurm. Deshalb habe ich mir als maximale Strecke 200 m in den Plan geschrieben. Das ist mit Wenden noch im derzeit erträglichen Bereich. Wahrscheinlich baue ich die Strecke zügig aus, aber im Moment fühlen sich selbst 100 m am Stück an, als würde ich viele tausend Kilometer ohne Pause, ohne Essen und ohne Schlaf unterwegs sein. Letzte Woche kam das Wassergefühl ja zumindest ansatzweise zurück. Ich bin aber nicht so naiv, dass ich glaube, dass das heute ganz von Anfang an da ist. Also geht’s mit 100 m Einschwimmen los und ich schüttel mich mal richtig durch. Erst ist die Schwimmbrille undicht, dann rutscht die Badekappe… klar. Warum auch nicht? 

Hungerast und Schnorchelliebe

Ich merke auch gleich, dass ich zu wenig gegessen habe. Also jetzt noch was essen macht aber keinen Sinn. Die 100 m teile ich mir auf in Kraulen, Brust, Rücken und Delphin, wobei ich Delphin kaum die Bahn schaffe, dann gehe ich jäh unter. Dabei konnte ich das doch mal. Wie schnell sowas verloren geht, ist wirklich faszinierend. Das Einschwimmen mit nur 100 m überlebe ich erfolgreich und lege den Schnorchel an. Der nächste Programmpunkt ging mir zum Start immer leicht von der Hand. Ging. Jetzt ist der Scheibenwischer schwierig. Alleine schon die Arme ordentlich nach vorne an die Wasseroberfläche zu strecken und den Scheibenwischer erst nur mit den Händen und dann mit dem weiteren Arm auszuführen, ist kompliziert. 

Ich muss mich mehrfach zwischendrin ausschütteln. Auf einer 25 m Bahn. Es ist gefühlt so, als hätte das Schwimmbad die Bahn klammheimlich verlängert. Einfach so, während ich schwimme. Das hätte ich doch merken müssen! Habe ich aber nicht. Und verlängert hat sich natürlich auch nichts. Es ist einfach viel anstrengender, als früher. Das Unterwasser Kraulen dagegen ist ein Witz und überhaupt gar kein Problem. Beim Winken gehe ich so sang- und klanglos unter, wie schon sehr sehr lange nicht mehr. Ich frage mich, was wohl die anderen Menschen hier im Becken so denken. 

Fokus und Strecke

Die kümmern sich natürlich überhaupt nicht um mich. Warum auch? Ich bin ja selbst auch ausschließlich mit dem Wasser und mir selbst beschäftigt. Beim Schwimmen schaut man eher weniger auf die Anderen. Vor allem dann nicht, wenn alles in geordneten Bahnen verläuft und man sich nicht gegenseitig behindert. Wie ich beim Plan schreiben heute Mittag darauf gekommen bin nach den 4 x 100 Metern mit 200 Metern am Stück weiterzumachen, ist mir jetzt, wo ich nass im Becken stehe ziemlich schleierhaft. Wie kann man sich nur so krass selbst überschätzen? 

Was im Plan steht, wird natürlich gemacht!

Das ist das Gute, wenn ich trainiere. Klar höre ich so ein bisschen auf meinen Körper und trainiere nicht über eine Verletzung hinweg oder füge mir eine zu. Aber 200 Meter am Stück sind kein Problem, wenn ich ehrlich bin. Die Strecke am Stück unterwegs zu sein ist eben nur ziemlich anstrengend. Und das würde ich ohne Plan deshalb einfach nicht machen. Sowas anstrengendes. Mit Plan aber ist das kein Problem. Es wird also einfach abgeschwommen und natürlich klappt es auch entsprechend. 

  • 100 m Einschwimmen
  • 4 x 50 m Schnorchel (Scheibenwischer & Unterwasser Kraul)
  • 6 x 50 m Schnorchel & Flossen (25 m Winken, 25 m Kraul)
  • 4 x 100 m Flossen Kraul (50 m normal, 50 m Schulter betont)
  • 2x 600 mit:
    • 200 m locker Kraul
    • 200 m Paddles & Flossen
    • 200 m Flossen
  • 100 m Ausschwimmen

Ich steige erschöpft und sehr zufrieden aus dem Wasser und muss erst mal was trinken. Unter der Dusche gibt’s ein Sortierchaos, weil ich auf einmal nass, ohne Zugriff auf mein Handtuch mit meinem Badeanzug in der Hand da stehe und nicht alles voll tropfen will. Wie so ein absoluter Anfänger. Also jemand, der noch nie geduscht hat. Da gibt’s sicherlich nicht viele, die sich so dämlich anstellen. Aber gut. Es sieht mich ja keiner. In der Dusche haben ein paar Damen ihre Badeanzüge aufgehängt. Da bin ich aber mal gespannt, ob die einfach hier übernachten? Die Badeanzüge, nicht die Damen! Das Becken ist gut geleert und außerdem trugen dort alle ihre Badebekleidung.