Ich stehe heute früh auf und fühle mich wie eine alte Frau. Wenn man älter wird, macht man ja bei Bewegungen vermehrt Geräusche und so ist es auch tatsächlich bei mir. Ich bin von gestern auf heute vehement gealtert und jede Bewegung macht bei mir ein Geräusch. Meistens wird mühsam rumgestöhnt. Echt verrückt, was einem alles weh tun kann von so ein bisschen Schwimmen, Radeln und laufen. Nicht auszudenken, wenn ich mir mal überlege was richtig krasses zu machen. Dafür ist mein Körper ganz bestimmt gar nicht ausgelegt. Es ist quasi unmöglich überhaupt was Längeres zu machen. Wobei, wofür braucht man schon massgeblich länger als 7 Stunden?

Das gilt es nun natürlich herauszufinden.

Es bringt ja auch nichts, sich gleich am nächsten Tag mit der Löschung aller großen Ziel die Woche zu versauen. Also warte ich erst mal ab. Egal mit was ich heute beginne, ich überlege mir zweimal, ob ein Stellungs-, Lagen- oder Geschwindigkeitswechsel wirklich notwendig ist. Und tatsächlich sind viele Bewegungen eigentlich überflüssig. Man kann auch mit wenig ein bisschen was bewegen. Zumindest soviel, dass es für heute reicht. Ich erwarte keine Höchstleistungen. Ich bin ja Realist.

Alle Wege sind über Nacht wirklich unheimlich lang geworden. Ich hätte nie gedacht, wie schnell solche vollumfänglichen Umbaumaßnahmen umgesetzt werden können. Der Flur in unserem Gebäude ist auf einmal mehrere Kilometer lang, das Gebäude hat nicht mehr nur zwei Stockwerke, sondern gefühlte 23 und ich verstehe nicht, warum alle so viel schneller als ich unterwegs sind. Verrückte Welt!

Nachdem ich einen langen Arbeitstag im Finishershirt hinter mich gebracht habe, hole ich den Zeugwart noch von seinem langen Lauf ab und wir fahren gemeinsam heim. Selbstverständlich trage ich meine Medaille, damit er etwas zu schmunzeln hat, als er einsteigt. Immerhin habe ich groß angekündigt, die Medaille für eine geraume Zeit nicht mehr ablegen zu wollen, so ich sie denn erhalte. Die Freude kann man dem Zeugwart ruhig machen.

Zu Hause angekommen stelle ich auch hier fest, dass die Treppe unfassbar lange ist und der Weg vom Auto zur Haustür sich seit heute früh auch maßgeblich verlängert hat. Ich schaffe es gerade so auf die Couch und werde dort dann vorbildlich weiterversorgt. Der Zeugwart gibt sich wirklich Mühe. Wahrscheinlich hätte ich ohne ihn nicht nur Muskelkater sondern würde auch noch verhungern? Er besorgt mir auch noch Kühl-Gel um die Muskeln einzuschmieren und dann schlüpfe ich in meine lange Knap’man Kompression Leggins und versuche das Bett als nächstes Ziel anzupeilen.

Abend

Vielleicht klappt es ja und mein Muskelkater ist morgen nicht mehr vom Feinsten, sondern weg? Die Hoffnung stirbt zuletzt.