Ich habe heute wegen der andauernden Luftnot und dem noch nicht ganz verschwundenen Husten, der mich seit meiner Coronainfektion begleitet, einen weiteren Arzttermin. Termine bei Lungenfachärzten sind wirklich schwer zu kriegen und natürlich bin ich mit meinen Einschränkungen weit weg von einer großen, aktuten, Problematik. Da können wir die Kirche selbstverständlich im Dorf lassen. Es gibt Post-Covid Einschränkungen, die massiver auftreten und das Leben der Patienten regelrecht auf den Kopf stellen. Da ist meine Kurzatmigkeit beim Treppen steigen oder eine notwendige Gehpause beim Laufen lächerlich dagegen. Erfreulicherweise. Man muss nicht immer zu denen gehören, die das größte Päckchen zu tragen haben. 

Welches Verkehrsmittel ist am Besten?

Mein Arzttermin ist heute früh und ich überlege, ob ich mit dem Auto nach Offenbach fahren soll. Das beinhaltet fahren im Berufsverkehr und natürlich Parkplatz suchen oder in ein Parkhaus fahren. Ich könnte auch mein Rad nehmen. Wahrscheinlich wäre ich, dank baulich getrenntem Radweg, ohne Ampeln und Einmündungen, sogar ähnlich schnell. Und parken bzw. das Rad abstellen geht in Offenbach garantiert an jeder Laterne. Ich bin mit Schlössern gut ausgestattet, sodass ich da keine Bedenken habe. Wer ausgerechnet mein Rad klauen möchte, der klaut es, auch wenn es gut angeschlossen ist. Aber mit einer guten Sicherung stehen die Chancen gut, dass mein Rad nicht ins Beuteschema fällt, weil ein anderes weniger gut gesichert in der Nähe steht. 

Ich packe meine Radhandtasche von Newlooxs mit den Arztdokumenten, Unterlagen und natürlich etwas zu trinken und meinen Papieren und fahre los. Die Fahrerei ist toll. Ich genieße es richtig durch die urbanen Strukturen, abseits vom Verkehr, zu radeln und dabei die Vögel zu beobachten. Offenbach am Main hat richtig tolle, schöne Straßenzüge. Wenn man mit dem Auto unterwegs ist, dann nimmt man davon viel zu wenige wahr. In der Stadt angekommen, nutze ich eine Fahrradstraße und stelle mein Rad dann genau vor der Arztpraxis an eigens dafür errichteten Radständern ab. Die wurden hier fest installiert und werden viel genutzt. Für mein Rädchen ist aber noch gut Platz. Ich habe weniger Zeit gebraucht, als ich dachte und natürlich geht es auch schneller, das Rad direkt vor der Tür anzuschließen, als im Parkhaus auf Ebene 7 einen Parkplatz zu suchen und dann wieder runter zu laufen. 

Arztbesuch

In der Arztpraxis ist ziemlich viel los und an der Anmeldung höre ich Post-Covid oder ich hatte Corona und jetzt ist alles nicht mehr so, wie es vorher war, irgendwie ständig. Obwohl alle sagen, Corona ist nur wie eine Grippe, kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich so viele Folgeerkrankungen nach Erkältungen oder Grippeerkrankungen wahrgenommen habe. Vielleicht habe ich es aber auch einfach verdrängt, vergessen oder nicht mitbekommen? Es ist ja nicht so, als würde ich an der Quelle sitzen und wäre in ständiger Überwachung von Folgeerkrankungen. Wie auch immer habe ich gerade jetzt das Gefühl, dass jeder, der hier in die Praxis kommt, etwas über Corona oder Covid erzählt.  

Nach der Anmeldung nehme ich im Wartezimmer Platz und kaum, habe ich mich hingesetzt, werde ich auch schon aufgerufen. Überpünktlich. Mein Termin ist genau jetzt. Also die Organisation hier ist offensichtlich beeindruckend. Ich starte mit einem Lungenfunktionstest, dann folgt ein weiterer und dann wechsel ich den Behandlungsraum bzw. das Labor und außerdem wechselt auch mein Betreuer. Der sehr nette Arzthelfer mit wunderbarem Humor, trotz des offensichtlichen Ernsts der Lage, übergibt das Zepter an eine junge Dame, die bei mir einen Allergietest durchführt. Wie erwartet schlägt der umfassend aus, aber das überrascht natürlich keinen. Außer der jungen Dame, die ganz beeindruckt mehrfach einen recht hohen Wert in die Auswertung einträgt. 

Fachjargon Post-Covid

Beim Arztgespräch erfahre ich, wie das, was ich schon eine ganze Weile merke, im Fachjargon heißt. Das ist schön, ändert an der Situation aber natürlich nichts. Post-Covid Asthma ist die aus einer Covid Erkrankung resultierenden Luftnot, wenn sie eine bestimmte Zeitspanne nach der Coronainfektion anhält. Irgendwie ist es immer besser, wenn das Kind, gleich welcher Art, einen Namen hat, obwohl es im Grunde vollkommen egal ist. Man hat es, oder hat es eben nicht. Wie ich nun damit umgehen kann und ob es in absehbarer Zeit wieder verschwinden wird, ist für mich natürlich wichtig. Nicht nur in Bezug auf den Sport, sondern so generell. Asthma, egal ob Post-Covid, oder nicht, ist zwar etwas, mit dem man erfahrungsgemäß sportlichen Aktivitäten nachgehen kann, trotzdem ist es ernst zu nehmen. 

Und auch nicht jeder, der an Asthma erkrankt ist, kann Sport machen. Die Krankheit hat viele Tücken und die Ausprägungen kann ganz unterschiedlich sein. Viele Radsportler, zum Beispiel bei der Tour de France, nutzen Asthmasprays. Und das wird ja nicht bei jedem aus reiner Jux und Dollerei passieren, oder? Ich werde also erst mal zu den Asthmapatienten gezählt und falle in die Statistik der Post-Covid Erkrankungen. Teil einer Masse zu sein, kann helfen, weil man sich nicht alleine fühlt. Es kann aber auch genauso nerven und traurig machen. Denn wie schon der Fakt, dass das Thema einen Namen hat, ändert sich für mich auch nichts, wenn andere auch leiden. Ich fühle mich dadurch kein bisschen besser und habe auch nicht weniger Luftnot. 

Die Ärztin ist super. Sie versteht das Thema Sport und ich habe nun nicht nur Medikamente, sondern auch einige Empfehlungen und Ratschläge an die Hand bekommen, wie ich nun weitermachen kann. Traurig sein hilft ja nichts und geschockt sein wird mich auch nicht weiterbringen. Auf der Heimfahrt halte ich gleich bei einer Apotheke und bestelle die Medikamente. Dann fahre ich ins Büro und fange mit der Arbeit an. Irgendwie bin ich froh darüber, dass die Ärztin den Sport so wichtig nimmt und dass wir auch gleich damit beginnen mich entsprechend auszustatten. Wie ich damit zurechtkomme, das werden wir über die Zeit jetzt sehen.