Unser Urlaub führt uns auch in diesem Jahr wieder in den Schwarzwald. Wir haben den Hof unserer Freunde lieb gewonnen. Nah am Titisee gelegen blickt der schöne Schwarzwaldhof ins Naturschutzgebiet und es sagen sich sprichwörtlich Fuchs und Hase Gute Nacht. Bisher gibt es schlechten Handyempfang und kein Internet. In der Stube steht kein Fernseher und mit einem Blick sehe ich so viele große Raubvögel, Pferde und Bäume, wie daheim nicht in einem ganzen Monat. Obwohl wir im Naturschutzgebiet schwarze Milane haben. Gegenüber dem Schwarzwald ist das einfach nichts. Wir sind vor ein paar Tagen angereist und ich habe die meiste Zeit bisher damit verbracht, schlichtweg nichts zu tun, außer zu lesen. Wann ich das letzte Mal überhaupt ein Buch gelesen habe, weiß ich schon gar nicht mehr. Wahrscheinlich hier? Heute gibt es Abwechslung im Programm. Der Black Forest Ultra Bike Marathon findet statt und die Strecke führt fast am Hof vorbei.

Anfeuern im Urlaub

Wir müssen nur ungefähr einen Kilometer spazieren und sind schon an einem guten Fotospot. Natürlich ist alles hier gut abgesichert und als wir uns gestern die Karte angesehen haben, waren wir auch über die vielen Rettungspunkte überrascht. Beim Mountainbike fahren kann eben auch einfach mehr passieren, als beim Triathlon, auf gesperrten Straßen. Wie schnell das gehen kann, sehen wir heute auch noch, allerdings an einem anderen Punkt auf der Strecke. Hier, unten an der Straße zwischen Titisee und Bärental, ist gut abgesperrt. Der Verkehr wird mit einer provisorischen Ampel geregelt und die Radfahrer fahren auf einer kompletten Spur. Sie kommen von Hinterzarten durch den Wald auf groben Schotterwege herabgesaust, als gäbe es kein Morgen. 

Männer wie Frauen fahren, als würden sie gejagt!

Der Black Forest Ultra Bike Marathon hat auf 118 km über 3.500 Höhenmeter und das ist wirklich ziemlich verrückt. Ehe man sich das fragt: E-Bikes sind nicht gestattet und es besteht Helm- und Handschuhpflicht. Als die ersten Mountainbiker an uns vorbeifahren, stelle ich fest, dass die Rennradbekleidung und auch Rennradhelme tragen. Praktisch keiner fährt hier in Mountainbikemontur. Die ist nämlich für ein Rennen nicht windschnittig genug. Klar. Das ergibt Sinn und bei der Geschwindigkeit der Herrschaften auf ihren Mountainbikes passt Rennradbekleidung auch thematisch hervorragend. Für die meisten Teilnehmer ist der Black Forest Ultra Bike Marathon ein Wettkampf. Es geht um Platzierungen. Die schöne Landschaft ansehen und sich über tolle Ausblicke freuen, steht heute nicht auf dem morgendlichen Tagesplan. 

Wettkampfmodus für alle!

In Kirchzarten, wo der Wettkampf startet und auch wieder endet, hat man einen kompletten Segelflugplatz als Parkplatz hergerichtet. Es wird in Startgruppen von maximal 150 Teilnehmern gestartet. Der Black Forest Ultra Bike Marathon ist ein Riesending! Wir waren gestern kurz auf dem Eventgelände und schon dort recht beeindruckt. Die vielen Radfahrer, männlich, wie weiblich, sind in ihrer Anzahl auch spektakulär. Wer schafft schon eine solche Strecke ohne große Pausen, im Wettkampfmodus? Und natürlich ohne E-Antrieb! Jeder Teilnehmer ist beeindruckend fit. Zusätzlich zum Black Forest Ultra Bike Marathon gibt es auch noch kürzere Strecken. Angeführt mit der Marathonstrecke über 71 km und „nur“ knapp 2.000 Höhenmeter, kann man auch noch zwischen 54 km und 43 km wählen. Die kürzeren Strecken haben trotzdem beide auch noch über 1.000 hm. 

Also auch hier gilt: nichts für schwache Nerven. 

Oder Kurzatmigkeit. Wer beim Black Forest Ultra Bike Marathon an den Start geht, der braucht eine sehr gute Radbeherrschung und eine super Kondition. Ist man nur gut trainiert, kann aber nicht so gut Fahrrad fahren, rate ich ab. Die wenigen Streckenteile, die wir gesehen haben, erfordern eine gute Technik. Blickführung, richtige Bremsmomente und wissen, wie das Rad reagiert, wenn man etwas Bestimmtes tut, das kann hier kriegsentscheidend sein. Grundsätzlich ist das bei jedem Radrennen wichtig. Wenn es aber bei einem Bremsfehler gleich 3 Meter den Hang hinunter in einen dichten Wald und viele Dornensträucher geht, wird es gleich noch ein kleines bisschen wichtiger. Wir haben an unserem dritten Fotostopp ein paar brenzlige Situationen erlebt. Erfreulicherweise konnten alle Radfahrer wieder aufsteigen. Ich hatte den Notruf aber auch schon eingetippt. 

Angeführt wird jedes Rennformat übrigens durch einen Motorradfahrer auf einer Enduro. Und auch das finde ich spektakulär. Auf den Strecken des Black Forest Ultra Bike Marathon mit einem Motorrad unterwegs sein zu können, das erfordert ebenfalls ein großes Können. Respekt an die Veranstalter, die offensichtlich mit sehr gut ausgebildeten und willigen Helfern gesegnet sind. Wir haben sogar einen Polizisten auf einer Enduro fahren sehen. Wahnsinn! 

Zum Schluß wird noch aufgeräumt.

Nachdem das letzte Besenfahrrad durch ist, machen der Zeugwart und ich uns an den Abstieg und laufen zurück zum Hof. Wir laufen die Radstrecke lang und machen den Wald dann auch gleich noch etwas sauber. Bei den Geschwindigkeiten kann einem schon mal etwas aus der Trikottasche fallen und so sammeln wir Gelpäckchen, Riegelpapierchen, Alufolienknäuel, Trinkflaschen und Gaskartuschen ein. Besser so, als wenn irgendein Wildtier noch so ein süßes Gel samt Umverpackung verschluckt. Insgesamt haben wir heute auch gute 5 km wegspaziert. Und auch ein paar Höhenmeter gemacht. Die halten sich aber wirklich in Grenzen.