Um mit meinem Alltagsrad unterwegs zu sein, ziehe ich mir selten meine Radklamotten an. Denn das Alltagsrad soll sich ja hauptsächlich dafür nutzen lassen, dass es Fahrten im Alltag ersetzt, also dass ich das Rad, statt des Autos nehme. Und im Alltag trage ich selten Radklamotten. Ich arbeite schließlich im Büro. Also habe ich viele meiner Alltagsradfahrten mit einer Jeans unternommen. Obenrum habe ich tatsächlich öfter eine Radjacke oder Weste an. Die sind anscheinend alltagstauglicher, als eine Rennradhose. Jacke ist eben doch irgendwie Jacke. Wie auch immer habe ich dann beim stöbern im Internet Radjeans gefunden. Die sollten einfach perfekt zum Rad fahren und im Alltag, absolut tragbar sein. Im Grund ähnlich, wie Motorradjeans, die ja auch einmal umziehen ersparen sollen und so den Pendelalltag erleichtern möchten.
Wer suchet, der findet!
Radjeans also. Ich habe kurz gegoogelt und die Marke Alberto gefunden. Die machen anscheinend schon seit unheimlich langer Zeit Jeans. Radjeans sind deren Spezialität. Bei Rose auf der Website wird mit trendigen Radjeans von Alberto im urbanen Look geworben. Auf der Website von Alberto selbst ist die Erklärung eher kurz gehalten. In etwa so, als wüsste eh jeder bereits Bescheid. Da die Radjeans alltagstauglich aussehen und perfekt zum Radpendeln geeignet sein sollen, habe ich mir eine gekauft. Die Jeans gibt es in verschiedenen Ausführungen und meine Version kostet etwas mehr als 100,- EUR. Über Alberto wird in einigen Beiträgen im Internet geschrieben, dass besonders nachhaltig angefertigt wird. Außerdem finde ich Angaben, dass die Radjeans gute 4.000 Fahrradkilometer hält, ehe erste Materialermüdungserscheinungen auftreten.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine normale Jeans dieser Reibungsbelastung auf die Dauer von 4.000 Kilometern im Sattel nicht standhalten würde. Gerade die Sattelsitzerei, aber eben auch die Reibung an den Beininnenseiten, die am Sattel entlang ständig hoch und runter schaben. Eine normale Jeans wird hier garantiert flott dünn. Und weil ich meine Jeans eben mag, bin ich sofort auf das Thema Fahrradjeans angesprungen. Ich werde aber überrascht, als ich die Jeans Anfang des Jahres aus dem Paket auspacke, denn die Jeans sind nämlich, entgegen meiner Erwartungen, nicht im Schritt verstärkt. Ich sitzte also nicht auf einem Polster, auf einer Verstärkung oder auf einem festeren Stoff.
Normaler Schnitt bei meiner Radjeans
Ich trage einfach eine ganz „normale“ Jeans. Zumindest auf den ersten Blick vom Schnittmuster her. Alberto nutzt anscheinend so widerstandsfähiges Material, dass das Durchscheuern offensichtlich kein Thema ist. Zusätzlich sind an der Radjeans reflektierende Details eingearbeitet. An den Hosentaschen am Po sind reflektierende Streifen angenäht. Unten am Umschlag der Hosenbeine ist an meinem Model je ein reflektierendes Fahrrad aufgedruckt. Allerdings hat die Radjeans im Schritt eine ganz normale Naht, wie sie eben in jeder Jeans vorhanden ist. Für meine Zwecke, also kurze Alltagseinsätze passt das. Ob es auch für längere Einsätze taugt, das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Wenn ich ins Büro pendle sind das deutlich über 30 Kilometer, dafür ziehe ich eine Radhose an.
Für eine Fahrt zum Arzt, zur Physiotherapie oder einen Termin, der sich im 15 km Radius bewegt, finde ich die Radjeans allerdings ziemlich praktisch. Gerade, wenn ich eben dann in einer Arztpraxis rumsitze oder einen Kaffee trinken gehe, sehe ich in einer Jeans eben viel alltagstauglicher und unsportlicher aus, als meiner Rennradhose. Ich bin nun schon einige Monate und mehrere hundert Kilometer mit meiner Alberto* Radjeans gefahren. Durchgescheuert hat sich bisher noch nichts. Die Hose sitzt bequem, ich rutsche auf dem Sattel nicht unnötig rum. Inwieweit die reflektierenden Details sinnvoll sind und tatsächlich von anderen Verkehrsteilnehmern wahrgenommen werden, weiß ich nicht.
Die Radjeans ist für meinen Pendleralltag eine sinnvolle Anschaffung gewesen. Ich nutze sie nicht für meinen Arbeitsweg, bin aber, wenn ich einen Termin habe, bei dem eine Jeans angebracht ist, dankbar, für die bequeme Radjeans. Bisher sehe ich keinerlei Gebrauchsspuren am Stoff, auch nicht an den extrem belasteten Stellen an der Oberschenkelinnenseite. Das finde ich vielversprechend.