Die Arbeitswoche geht zu Ende und dank eingesparter Fahrtzeit, bin ich heute auch direkt vom Schreibtisch auf der Couch. Allerdings natürlich nur vorübergehend. Immerhin habe ich heute ziemlich früh schon mit der Arbeit angefangen und konnte keine Bewegung davor einplanen. Meine Mittagspause, die ich ja, dank mehr Struktur im Arbeitstag, mittlerweile nicht mehr vor dem PC, sondern weit entfernt davon verbringe, habe ich auch nicht für eine Sporteinheit genutzt. Also kommt der Sport nur zum Feierabend. Über die Zwift Companion App habe ich mir schon heute früh eine Gruppenausfahrt gesucht, und bereite nun flott alles vor.

Ich will heute mit dem Team Italia unterwegs sein. Italien hat ja im Moment in der Welt eine ganz besondere Rolle und trägt eine sehr schwere Last. Trotzdem gibt es natürlich auch dort genügend Rennradfahrer, die eingesperrt auf der Rolle fahren, um wenigstens ein bisschen Bewegung zu bekommen. Es sind ja erfreulicherweise auch noch einige Menschen gesund und nicht von dem Virus betroffen. Und dort müssen die Menschen ja auch zu Hause bleiben, anders als bei uns, wo es lediglich die Empfehlung dazu gibt. An die sich noch nicht mal jeder hält, weil die Gefahr und die Folgen einer entsprechenden Virusausbreitung anscheinend nicht für jeden vollständig klar zu sein scheinen.

Selbst wenn die Menschen das verstehen würden, ist es vielleicht unumgänglich, dass wir diese Krise vollständig durchmachen. Manche Augen werden erst geöffnet, wenn man direkt ins Elend blickt. Manche Seelen werden erst berührt, wenn es jemand ist, den man kennt, der unter den Folgen der vollständigen Überlastung unserer Kliniken zu leiden hat. Mancher Geist ist eben einfach nicht so hell, wie ein Anderer. So ist die Welt nun mal. Und leider müssen die, die alles versuchen, an vorderster Front kämpfen und helfen, wo helfen eben nur geht, dann die Unvernunft, Besserwisserei und Dummheit der Anderen mit ausbaden.

Eine Gesellschaft funktioniert wohl nur so?

Im Team Italien ist heute bei Zwift ordentlich was los, aber es ist trotzdem noch ganz übersichtlich. Ich komme auch die ersten beiden Runden prima mit. Das Thema Covid – 19, die Ausgangssperre in Bayern und natürlich die aktuellen Ereignisse in Italien sind in aller Munde. Ganz selten geht es heute im passenden Ausfahrts- Chat um etwas Anderes. Das verstehe ich auch. Zu Hause bleiben, weil man sich an die Empfehlungen halten möchte um das Virus nicht weiter zu verbreiten, ist das Eine. Nicht raus zu dürfen, etwas vollkommen anderes.

Eine gesetzliche Vorgabe, mögliche Strafen, Polizei überall, das verändert das Bewusstsein. Aber manchmal geht das eben nur so. Weil mache Augen erst geöffnet werden, wenn man direkt ins Elend blickt. Und eine vorbeugende Maßnahme, etwas, was man zur Sicherheit machen kann oder eben eine kleine Einschränkung, eben deutlich unattraktiver ist, als bei Sonne und frühlingshaften Temperaturen mit seiner großen Clique im Biergarten zu sitzen. Dicht an dicht.

Irgendwann falle ich heute einfach aus der Gruppe raus. Ich kann nicht mehr. Die letzte Runde schaffe ich nicht mehr vollständig. Allerdings hatte ich trotzdem eine schöne Ausfahrt und auf die letzten Meter Einsamkeit kommt es dann wirklich nicht an. Zum Abschluss vergebe ich noch ein paar Ride ons, weil man das bei Zwift eben so macht, und suche mir einen weiteren Aufkleber für mein Sprintboard aus. Es ist ja nun leider so, dass ich mir ziemlich sicher bin, in diesem Jahr nicht wirklich viele weitere Aufkleber zu sammeln. Also zumindest keine auf großen Veranstaltungen. Ich denke, der Drops ist gelutscht.

Deshalb greife ich auf den kleinen Minion zurück, der den Seestern auf der Brille hat. Einfach, damit das Sprintboard mal wieder einen neuen Aufkleber hat. Er lässt mich grinsen, in der heutigen Zeit etwas, was wir trotz allem nicht verlernen sollten.