Die letzte Arbeitswoche vor den Weihnachtsfeiertagen verbringt Deutschland ja weitgehend im Lockdown. Morgen soll es los gehen. Die Infektionszahlen müssen runter, wir haben einfach zu viele Kranke auf den Intensivstationen und viel zu viele Tote. Klar wird immer gestorben, das weiß ich auch. Und es sind auch mal mehr, mal weniger Tote. Und auch wenn jemand „ja sowieso“ demnächst gestorben wäre, weil er eine Vorerkrankung hatte oder alt war, so ist der Zeitpunkt jetzt für den Sterbenden und seine Angehörigen trotzdem schlimm genug. Das sollten wir uns unbedingt ersparen. Immer. Aber vor allem zur Weihnachtszeit.

Trotz anstehendem Lockdown geht es für Viele heute noch mal in die Stadt. So, als ging es an Weihnachten nur um Geschenke und so, als wäre in den nächsten Tagen nichts mehr zu holen. Klar, bummeln ist nicht mehr möglich, aber praktisch jedes Geschäft hier bei uns bietet eine Abholung und ganz viele sogar einen Lieferservice an. Sogar Videoberatung und kontaktlose Übergabe von Laufschuhen ist möglich. Und da rennen gestern und heute tatsächlich noch Massen an Menschen in die Städte? Ich glaube nicht, dass das sein muß. Aber ich habe natürlich auch nicht unbedingt Ahnung. Und stehen Weihnachtsgeschenken eh recht speziell gegenüber.

Mein Trainings absolviere ich heute auf dem Rad auf der Rolle. Trotz Lockdown durch London lautet mein Motto heute. Es ist nicht so, als hätte das für London in Zwift irgendeine Auswirkung. Zwift ist coronafrei. Hier gibt’s keine Ansteckungsgefahr, keiner trägt Maske und von Mindestabstand hat hier auch noch keiner was gehört. Die Fahrt auf Zwift ist also so, als hätte es Corona nie gegeben. Das ist irgendwie eine Fahrt in die Vergangenheit. Meine Trainingswelt ist heute bei vielen Fahrern beliebt und ich radeln einfach munter mitten drin.

Ich radle ganz entspannt und schau mir London an. Ab und an schließe ich mal eine Lücke, weil Zwift mich dazu ja regelrecht auffordert, aber ansonsten ist London heute eine ruhige Sache. Bis der Zeugwart hinzustößt. Also an ihm liegt es nicht, aber auf einmal ist mein Ehrgeiz geweckt. Bei Zwift kann man sich zu einem „Freund“ beamen lassen, wenn der Freund bereits unterwegs ist, und man selbst gerade erst startet. Das tut der Zeugwart und -warum auch immer- will ich versuchen, dass er hinter mir bleibt.

Das ist vollkommen bescheuert.

Ja. Ich weiß das jetzt auch. Aber in dem Moment hab ich einfach alles dran gesetzt. Na ja. Der Zeugwart bleibt auch eine ganze Zeit lang hinter mir. Er fährt ein Programm, dass ihm sein Trainer aufgetragen hat. Und ich überlaste mein Knie währenddessen ordentlich. Also zumindest sagt es mir das nach dem ich abgestiegen bin mehr als deutlich. Was ein großer Mist. Und total hausgemacht. Da kann ich mir doch nur an den Kopf greifen. Den Abend verbringe ich mit den Kühlbandagen um mein Knie auf der Couch. Und ärger mich, wie beknackt ich bin.