Der heutige Dezembermorgen ist anders als die letzten Jahre. Sonst waren wir an diesem Wochenende im den letzten Jahren immer im schönen Franken bei unseren Freunden und der Tricamp Familie. Dieses Jahr natürlich nicht. Die Kontaktbeschränkungen sind aktueller denn je und Corona immer noch allgegenwärtig. Die Infektionszahlen in unserem Ort sind weiterhin hoch und in den Krankenhäusern ist die Hölle los. Wir leben also weitgehend zurückgezogen und halten Kontakt per Telefon und Video. Das klappt gut, ist aber trotzdem etwas Anderes, als sich persönlich zu treffen. Heute wollen wir uns frühzeitig auf den Weg in den Rheingau machen. Der Advent[ure] Kalender vom Bike-Loft und vom Berg-Loft Majola Store in Wiesbaden ist weiterhin in vollem Gange und startet heute um 8h.

Eigentlich hätte ich schon gestern losfahren können, denn das erste Hinweisbild, wo es die Schatzkiste diese Woche zu bergen gibt, war aufschlußreich. Ich musste überhaupt gar nicht überlegen, sondern habe den Platz sofort erkannt. Es gibt nicht viele Orte im Rheingau, die mir so geläufig sind. Allerdings bin ich in meiner Kindheit oft im Rheingau gewesen, weil meine Großeltern dort gelebt haben. Ein kleines bisschen Ortskenntnis scheint zurückgeblieben zu sein. Der Zeugwart kennt den Schatzversteckort nur von Bildern. Das ist aber egal, weil auch er sich sicher ist, als ich ihm meinen Tipp für den Advent[ure] Kalender sage.

Der frühe Vogel

Der Wecker klingelt heute früh also zeitig und nach einem guten Frühstück packen wir den Rucksack und es geht los. Unser Ziel ist ein Wanderparkplatz in Rauenthal. Der Verkehr ist gut an diesem Adventssamstag und anscheinend liegt auch nur bei uns wirklich Schnee. Hier im Rheingau, wo ich den Schnee gerade auf den Höhen vermutet hätte, ist es grün, wie im Frühling. Wir nehmen den RheinSteig und wandern los. Die Welt ist noch weitgehend am schlafen, aber die Sonne versucht schon mal ihre nächtliche Wolkendecke wegzuschieben. Wirklich erfolgreich ist sie damit nicht. So früh sind wenig Menschen hier unterwegs.

Wir erreichen den Ort der Begierde im Morgennebel. Die Wolken hängen tief und wirklich durch schafft es die Sonne während wir den Schatz suchen nicht. Die Bilder aus den sozialen Medien helfen uns natürlich ein bisschen, aber leicht ist die Suche trotzdem nicht. Ich muß mehrfach lachen, weil es wieder so lustig ist, dass wir wie die Kinder durchs Unterholz springen. Wir schauen in die Hecken, unter Bäumen und ich vermute die Schatzkiste praktisch überall. Ich vergewissere mich sogar öfter an der gleichen Stelle, dass sie wirklich nicht dort liegt.

Wenn es um Schätze geht, dreht mein Geist offensichtlich am Rad.

Hier oben auf der Höhe treffen wir einen Mountainbiker. Der ist im Vollschutz Dreckanzug und frühstückt erst mal. Ich vermute in ihm gleich einen Schatzsucher, aber ihm sagt zwar das Bike-Loft etwas, aber vom Advent[ure] Kalender hat er noch nichts mitbekommen. Unsere Suche dauert ihm auch definitiv zu lange, oder er hat zu wenig Frühstück dabei. Auf jeden Fall hüpfe ich immer noch wie ein Hase durch die Hecke, als er sich auf den Sattel schwingt und mitten durch den Weinberg und die Wildschweinspuren Berg ab fährt. Ein Weg kam für ihn ganz offensichtlich nicht in Frage. Natürlich nicht. Wofür braucht man sonst ein Mountainbike und so einen Ganzkörper-Dreckanzug?

Bei uns ist heute der Zeugwart die Spürnase. Mit Hilfe der Sonne, die es mit ein paar Strahlen durch die Wolkendecke geschafft hat, findet er die silbern glänzende Schatzkiste und wir können uns den ersten Preis nehmen. Wie ein Kind freue ich mich darüber! Wir packen aus unserem Rucksack noch ein paar Lichter aus, immerhin ist es ja das zweite Adventswochenende und da passen zwei Kerzen und ein Nikolauswichtel doch ganz gut. Dann versteckt der Zeugwart die silberne Schatzkiste wieder am gleichen Platz und weiter geht es für uns durch den Rheingau.

Mittlerweile kommen immer mehr Menschen aus ihren Löchern und alle suchen die vermeintliche Einsamkeit der Höhe und der Weinberge. Wie schon letzte Woche auf der Platte, ist es jetzt, um die Mittagszeit für die Menschen einfach auf dem Plan rauszugehen um Geist und Körper ordentlich zu lüften. Ob das auch schon vor Corona so gewesen ist? Frische Luft hat ja eh noch nie jemandem geschadet. Wir reinigen unsere dreckverklebten Schuhe noch in einer Pfütze, ehe wir -mittlerweile- etwas hungrig wieder zurück nach Hause fahren.

Es ist wirklich erstaunlich, wie viel Freude so eine Aktion machen kann. Irgendwie habe ich dabei das Gefühl, dass ich eben nicht alleine, sondern trotz Corona, eben zusammen sein kann. Ich bin ein Teil der Schatzsuchergemeinschaft und stiefel bei morgendlichem Frühnebel und eiskalten Temperaturen durch das Unterholz, schaue unter jeden Stein und freue mich wie ein Kind. Das war wieder mal ganz herrlich! Vielen Dank für die Mühe und die tolle Idee!