Ehe ich heute in das Flugzeug steige, will ich mich unbedingt noch mal bewegen. Im Grunde könnte ich das auch nach Feierabend tun, aber wie das immer so ist, fällt da sicherlich jemanden noch etwas ein, und dann verschiebt sich alles nach hinten. Auf einen pünktlichen Feierabend ist nie wirklich Verlass, wenn ich unterwegs bin. Auf einen pünktlichen Morgen allerdings schon. Ich packe heute früh also meine Tasche fertig und schnüre mir dann die Laufschuhe. Was im Kasten ist, ist drin und ich muß nicht nervös auf die Uhr schauen, später. Außerdem sitzt es sich frisch gelaufen sicherlich angenehmer im Flugzeug. Sitzen tue ich ja eh den ganzen Tag genug. Ich laufe heute mal wieder in den Sonnenaufgang hinein, der allerdings wegen unfassbar vieler Wolken nicht zu sehen ist.

Belustigt denke ich vor allem an meinen Koffer, der fertig gepackt im Flur steht. Selten habe ich für eine Woche so viel Kram dabei. Normalerweise reise ich nur mit Handgepäck. Außer vielleicht, ich fliege nach Südafrika oder in die USA. Dort ist ja meistens auch das Klima anders, oder ich muß mich noch mit extra Klamotten ausstatten, und nicht nur mit Bürokram. So im Prinzip, wie diese Woche. Normalerweise, wenn ich in einem unserer Büros unterwegs bin, reicht mir Handgepäck. Dieses Mal ist es anders. Ich habe, vom Prinzip her, genau doppelt so viele Klamotten dabei, wie ich eigentlich bräuchte. Und das liegt einzig und alleine am Laufen.

Wenn ich jeden Tag laufen gehen möchte, was im Moment ja anscheinend der Fall ist, dann brauche ich auch entsprechende Klamotten. Klar kann ich auch mal was zwei Mal anziehen. Allerdings müsste ich es dann wenigstens mal durchwaschen und dann muß es ja auch noch trocknen. Je nach Hotelzimmerbeschaffenheit ist die Wahrscheinlichkeit auf eine Leine, oder einen Platz zum trocknen generell, eher klein. Und da ich mitten in der Stadt nächtige, werde ich sicherlich auch keinen Balkon haben. Laufsachen trocknen zwar schnell, aber so einen Turbo können sie dann doch nicht machen. Ich bin also eher die Fraktion: genügend frische Klamotten in die Tasche.

So mache ich das auch mit den anderen Sachen. Ich habe sogar lieber einen Tag zu viel eingepackt, als ein Shirt zu wenig. Wie schnell ist mal etwas vollgekleckert und dann hocke ich die restliche Woche mit einem Fleck auf der Hose da. Das wäre zwar kein Beinbruch, aber irgendwie trotzdem doof. In meiner Tasche sind also nicht nur die arbeitstauglichen Klamotten, sondern auch vier Laufoutfits, plus ein paar Laufschuhe, einer Laufjacke, Handschuhe, Mütze, Stirnband, Kappe und Regenjacke. Bei dem Reiseziel ist eine Regenjacke ja nun wirklich ein absolutes Muss. Ich vermute auch, dass es zusätzlich zum angekündigten Regenwetter und den niedrigen Temperaturen, auch sehr windig werden wird. Das macht es dann gleich noch kühler.

Die frische Brise gehört aber irgendwie zum Hamburger Wetter dazu. Zumindest bin ich nicht überrascht und auch meine Laufklamottenauswahl zeigt eine gewisse Tendenz in Richtung wintertauglich. Daheim greife ich ja mittlerweile schon öfter in Richtung Frühjahr. Oder ich lasse wenigstens eine Schicht weg. Im hohen Norden werde ich das wohl eher lassen. Das ist aber auch ok. Es kann ja nicht überall warm sein.

Meine Laufrunde ist total angenehm und das, obwohl von der Sonne weit und breit nichts zu sehen ist. Der Aufgang derselben hat eher im Verborgenen statt gefunden. Es wurde ganz nebenbei hell, ohne dabei auch nur ansatzweise spektakulär mit dem Licht umzugehen. Das habe ich schon deutlich hübscher gesehen. Schade. Frisch geduscht mache ich mich dann mit der großen, voll gepackten, Tasche auf den Weg zum Flughafen. Ich bin gepsannt, wie ich eine ganze Woche Geschäftsreise mit dem täglichen Lauftraining verbinde. Vielleicht scheitert der Streak ja auch in dieser Woche? Es bleibt abzuwarten.