Heute ist mein erster Samstag für diese Woche. Natürlich ist es eigentlich kein Samstag, sondern eben ein Freitag, aber weil ich nicht arbeiten muß, die Geschäfte aber geöffnet haben und mir auch jede Menge auf den Plan geschrieben habe, kommt es mir vor, als wäre Samstag. Samstage vor Coronazeiten waren nämlich immer voll gepackt, bis oben hin. Jetzt hält sich das tatsächlich erfreulicherweise in Grenzen. Zumal ich ja regelmäßig zwei mal Samstag pro Woche habe. Zumindest im Moment. Ich bin gespannt, wie lange noch.

Samstag hin oder her, es ist Freitag, ich muß nicht arbeiten und backe heute früh erst mal einen Kuchen. Vielmehr eine Torte. Und im Anschluß ziehe ich mich um, um Laufen zu gehen. Coach Amy ist zwar derzeit von dem großen Garmin Shutdown betroffen, aber meinen Trainingsplan hatte sie mir schon Anfang der Woche komplett auf die Uhr geschoben. Ich glaube, das wird automatisch gemacht, wenn sich der Algorithmus auf einen neuen Wochenplan festgelegt hat. Ich bin also von dem weltweiten Garmin Desaster, was für zahlreiche Nutzer ja einem regelrechten GAU gleicht, nicht direkt betroffen.

Man glaubt gar nicht, was die Menschen aus dem Garmin Shutdown für ein Unglück ziehen. Die sozialen Netzwerke sind voll von Sportlern, die schlichtweg nicht sporteln können, weil die Garmin Website nicht online ist. Statt einfach loszulaufen, sitzen die nun also auf der Couch. Weil eine Sporteinheit ohne direkte Wiedergabe in der Garmin App nun mal offensichtlich einfach keinen Sinn zu haben scheint.

Was ist mit den Menschen bloß los?

Weil ich ja heute vermeintlich Zeit habe und immer für eine Laufstreckenabwechslung zu haben bin, mache ich was ganz verrücktes! Ich fahre mit dem Auto an den Main. Der ist natürlich nicht super weit entfernt, aber in meiner Laufwelt, egal ob Samstag oder ein anderer Wochentag, eben noch zu weit. Ich könnte für meine heute von Coach Amy angesagte Distanz: 6,3 km allerdings wirklich von daheim herlaufen und auch wieder zurück. Allerdings ist da ein Industriegebiet mit auf der Strecke und das ist ja nun nicht ganz so hübsch, wie wenn ich einfach anreise und hier direkt laufen gehe.

Am Main bin ich früher immer gelaufen. Der Zeugwart und ich haben praktisch mal direkt am Main gewohnt, so dass ich meine Läufe immer hin und her am Mainufer oder auf dem Damm absolviert habe. Runden gingen nur, wenn ich eben Ufer und Damm kombiniert habe. Hier verändert sich ja auch so gut wie nichts. Zumindest landschaftlich erkenne ich keinen Unterschied zu vor 7 Jahren, als ich hier noch regelmäßig unterwegs war. Ich steige aus dem Auto aus und verstaue den Schlüssel. Dann entscheide ich mich für eine Richtung und trabe los. Deutlich über 6km stehen heute auf dem Plan und ich merke schnell, wie dämlich die Mainentscheidung war.

Sonne und Schatten

Der Weg hier unten am Wasser führt nämlich durch die pralle Sonne. Die ganze Zeit. Es gibt wirklich so gut wie keinen Schatten und natürlich scheint die Sonne heute, was das Zeug hält. Dank meiner Tagesplanung bin ich auch nicht früh unterwegs, sondern eben am späten Vormittag. Wie bescheuert. Das hätte ich mir aber auch denken können. Aber die Sonne hatte ich, mitten im Sommer, halt einfach nicht auf dem Schirm.

Es ist knallheiß. Ich trabe durch einen Ofen. Gefühlt zumindest. Von wegen, am Wasser ist es immer etwas frischer! Nichts ist hier frisch. Weder die Luft, noch die Athletin. Die Sonne brennt und ich schleppe mich den Uferweg entlang. Heute sehe ich so viele Radwanderer, wie noch nie zuvor. Die Radler sind auf Rädern unterwegs, die so bepackt mit Taschen sind, dass sie sicherlich ein vielfaches dessen wiegen, was ursprünglich vom Hersteller an gedacht war. Packtaschen für beide Radachsen, Gepäck im Rahmen, hinter dem Sattel und vorne am Lenker. Jede Möglichkeit wird vollumfänglich ausgenutzt.

Mir begegnen so mindestens 40 Radwanderer. Ich weiß das so genau, weil ich bei 30 aufgehört habe zu zählen und dann aber noch zahlreiche Weitere an mir vorbei gefahren sind. Alle mit Helm, bis auf einen, der mit einem E-Bike kämpft und auch keine großen Taschen dabei hat. Dafür fährt er im Hemd. Ich bin wirklich begeistert, dass alle anderen Radler mit Helm unterwegs sind. Gibt es doch in meinen Augen nichts dümmeres, als auf einen Helm zu verzichten, wenn man radelt.

Egal in welcher Geschwindigkeit man unterwegs ist.

Ich schleppe mich ab Km 5 nur noch mit kleinen Schritten am Main entlang. Es ist wirklich unfassbar heiß und hier bewegt sich auch kein Lüftchen. Zumindest nicht so, dass es für mich merkbar wäre. Die Bäume merken einen leichten Wind, aber was wissen die schon von der Welt? Rein gar nichts, so scheint es mir. Meine Schritte werden noch kleiner, als eben und meine Motivation geht gegen null. die letzten 300m quäle ich mich mehr als ich gedacht hätte. Warum schreibt die Frau auch über 6km auf den Plan? Bei einem 5km Plan! Was soll das? Das ist doch total bekloppt. Bei einem Marathon mache ich ja auch keine 50km Läufe.

Als ich endlich den Vibrationsalarm für das Auslaufen am Handgelenk merke, bin ich heilfroh und verfalle sofort in einen noch langsameren Schritt. Eigentlich geht das kaum. Allerdings ist es in der Trainingseinheit ja so, dass die Distanz zählt, wohingegen es in der Ein- und Auslaufsequenz nur auf die Zeit ankommt. In den 2 Minuten ist es vollkommen egal, wie weit ich komme. Und erfreulicherweise muß ich auch gar nicht mehr wirklich weit, weil ich geschickt gelaufen bin und gleich in der Nähe des Autos gestoppt habe. Ich kann nicht viel, aber das hab ich wirklich gut hinbekommen.