Da Garmin Coach Amy eine neue Woche immer nur alleine betrachtet, ist ihr mein gestriger Lauf egal. Ich hätte gestern auch 20km laufen können, der Algorithmus hätte für heute trotzdem die Lauf ABC Einheit in den Trainingsplan gepackt. Ob mein Körper Erholung braucht oder nicht, das weiß nur ein menschlicher Coach oder natürlich ich selbst. Der Garmin Coach lässt auch alles, was ich an die Trainingseinheit dran gehängt habe unbeachtet. Zumindest scheint es mir so. Auf der anderen Seite bin ich gestern echt super durch die 10km gekommen. Den Verdienst kann man ruhig dem Plan zuschreiben. Natürlich muß ich auch das Training durchführen, aber der Plan hat mich ja dazu gebracht.

Sinn oder Unsinn?

Heute bin ich unsicher, ob die Umsetzung des Plans sinnvoll ist. Ich habe keinen Muskelkater und merke nur ein bisschen schwere Beine, beim Treppen steigen. Ansonsten fühle ich mich ganz prima. Und erfahrungsgemäß ist so ein kleiner Lauf nach einer solchen Anstrengung nicht unbedingt total verkehrt. Beine lockern oder auslaufen nennen das die Profis. Auch ich bin früher, in einer anderen Zeit, als ich noch richtig im Wettkampffieber und von den Unfällen noch weit entfernt war, regelmäßig am Tag nach einem Wettkampf auslaufen gegangen. Ob das der Trainer in den Plan geschrieben hat, oder ob es einfach deshalb statt fand, weil es sich nicht schlecht angefühlt hat, weiß ich nicht mehr.

Laufen zu gehen fühlt sich heute richtig an. Also übersehe ich einen Termin in meinem Arbeitskalender und gehe heute Nachmittag raus in die Sonne. Dieser Novembertag hat sich ganz sicher im Kalender getäuscht. Üblich ist dieses Wetter nicht, aber ganz so unüblich auch nicht. Als der Zeugwart und ich vor 15 Jahren geheiratet haben, war der November ähnlich warm und sonnig. Fast schöner, als der Frühling mit dem bunten Herbstlaub. Heute ist es ähnlich schön draußen. Und wenn man so einen Termin im Kalender einfach ausblendet, dann ist die Seele auch gleich viel freier. Ich trabe los und schon die ersten Schritte sind schwer. Aber die Wärme und die Sonne reizen mich, weiter zu laufen.

Wie früher irgendwie

Meine Beine sind müde heute, also bin ich langsam unterwegs. Ich merke auch ein bisschen meinen Rücken. Aber das ist nicht schlimm. Es zeigt mir vielmehr, dass ich wieder ein bisschen Zeit in das Athletiktraining investieren sollte. Also nicht nur meine Knieübungen machen, sondern generell das Athletiktraining durchführen. Ich mache heute im Training von Coach Amy eigentlich Lauf ABC Übungen. Das ist bei Garmin nur Schrittfrequenz. Es gibt keine weiteren Übungen, die die Uhr angibt. Lediglich die Schrittanzahl pro Minute wird mir auf einem Tacho angezeigt und ich muß sie langsam steigern. Die erste gewünschte Frequenz schaffe ich locker. Dann aber hat die Uhr mehr damit zu tun zu piepsen um mich im richtigen Bereich zu halten, als alles andere.

Erfreulicherweise kann ich die Übungseinheit einfach weiter drücken und damit das Piepsen stoppen. Das ist zwar nicht im Sinne des Erfinders, das ist mir auch klar. Allerdings bringt es auch nichts, wenn ich durch die Uhrenpiepserei total genervt bin und trotzdem nicht vom Fleck komme. Ich wähle heute eine andere Runde, so komme ich auf gute 4 km und schau mich auch ein bisschen im Dorf um. Interessant, dass es bei uns absolut normal zu sein scheint, dass die Autos auf dem Fahrradweg parken. Das ist mir schon öfter mal aufgefallen, aber heute ist es wirklich extrem. Die Fahrradfahrer müssen auf die Straße ausweichen, weil Radweg und Bürgersteig, wo der Radweg dann drauf geleitet wird, so zugeparkt sind, dass der Radweg unbenutzbar ist. Die vorbei fahrenden Autos finden das natürlich weniger cool und überholen die Radfahrer total eng.

Wozu überhaupt?

Wie unangenehm. Unser Bürgermeister fährt selbst gerne Rad. Vielleicht sollte ich dem bei komoot mal eine Tour planen, damit er sich das mal zur Gemüte führen kann? Wenn man schon Radwege in einer Stadt einzeichnet, dann wäre es doch schön, wenn man da auch mit dem Rad entlang fahren kann. Ansonsten wäre es sinnvoller, die Radwege gleich als Parkstreifen zu markieren. Dann haben die Autofahrer auf der Straße auch keine falsche Erwartungshaltung wo der Radfahrer unterwegs sein sollte. Ich trabe und spaziere im Wechsel durch die Sonne zurück nach Hause. Der Radweg hat sowieso ganz plötzlich aufgehört, warum auch immer.

Für morgen hat Coach Amy wieder einen Lauf in meinen Trainingsplan geschrieben. Ich glaube allerdings, dass ich auf den verzichten werde. Freitag stehen nämlich wieder 9,6km im Plan. Ich glaube, ein zusätzlicher Ruhetag ist nicht ganz so unklug für meinen Körper.

Ein mündiger Athlet passt seinen Trainingsplan eben auch mal an, wenn es nötig ist. Bei einem Coach aus Fleisch und Blut, und vor allem bei einem Computer Programm.