Heute früh bin ich top motiviert zum Lauftraining. Die Sonne hat gestern Nachmittag toll geschienen und ich war nach Feierabend noch eine Runde draußen spazieren und habe im Feld noch mal Müll gesammelt. Die Sonne habe ich dabei wirklich noch mal wunderbar genießen können, obwohl ich mich über den erneut angefallenen Müll gleichzeitig gewundert habe. Immerhin hatten der Zeugwart und ich ja hier gerade erst Müll aufgesammelt. Aber gestern habe ich beim Aufräumen im Feld wieder einen Müllsack vollmachen können. Was ein komischer Kreislauf.
Ein Reh am frühen Morgen
Noch in der Dunkelheit ziehe ich mich heute früh an und trete nach draußen. Die Sonne kämpft sich gerade hinter dem Wald hervor. Und kalt ist es. Bei knappen 2°C starte ich meine Uhr und trabe los. Hier ist heute früh keiner auf der Straße. Wahrscheinlich sind die Leute entweder beim Friseur, noch beim Frühstück oder schon im Homeoffice. Immerhin haben die Friseure ja seit gestern wieder auf. Mein Termin ist nächste Woche. Auf meiner Laufstrecke ist auf jeden Fall keiner unterwegs. Die frische Luft tut mir gut. Als ich so meinen Blick zum Waldrand schweifen lasse, sehe ich gerade noch so ein Reh weghüpfen. Als hätte es verhindern wollen, dass ich es anschaue.
Aber ich habe es natürlich erblickt.
Hier am Waldrand liegt mal wieder unheimlich viel Müll rum. Ich glaube wirklich, dass meine Theorie falsch ist. Eigentlich dachte ich ja, dass die Menschen nur gerne etwas dazu werfen. Und dass selbst eine Müllsünde zu beginnen, schwer ist. Also dachte ich. So scheint es aber nicht zu sein. Immerhin haben der Zeugwart und ich hier gerade erst sauber gemacht, aber der Kreislauf hat es geschafft, dass hier schon wieder richtig viel rumliegt. Das ist wirklich erschreckend. Weil es einfach zeigt, was für Werte die Menschen haben, die mit mir zusammen in dieser Stadt wohnen.
Und es zeigt, wie anders ich bin.
Manchmal ist anders sein aber gar nicht so schlecht. Zumindest bin ich froh, dass ich meinen Müll nicht überall fallen lasse oder aus dem Auto werfe. Vielleicht schaffe ich ja heute nach Feierabend noch eine Aufräum-Runde hier? Das muß ich mal schauen. Im Dunklen Müll sammeln bringt nichts. Ich glaube, auf dieser Etappe meiner heutigen Laufstrecke kann ich innerhalb von kurzer Zeit später einen großen Müllsack voll machen. Die Sonne ist mittlerweile hinter dem Wald hervorgekommen und ich trabe weiter. Heute höre ich wieder den Copcast der Polizei Hessen. Mit den Geschichten aus dem Polizeialltag auf den Ohren bin ich wirklich gut unterhalten.
Die Welt ist noch richtig schön in Frost getaucht. Zumindest da, wo die Sonne nicht gleich hinkommt. Ich glaube, heute sollen es wieder 15°C werden. Und sonnig soll es auch wieder sein. Ein richtiger toller Start in den März. Meine Uhr zeigt mir heute etwas über 5km an, als ich sie zu Hause abstoppe. Das macht mich zufrieden. Morgendliches Laufen beflügelt mich immer ein bisschen für den Arbeitstag. Der ist heute gut gefüllt, aber tatsächlich nicht allzu stressig.
Müll einsammeln nach Feierabend
Ich kann deshalb gut mal um 17h den Computer ausschalten und mir einen Müllsack schnappen. Manchmal habe ich das Gefühl, ich laufe eine Strecke und gehe sie dann im Anschluß noch vier bis fünf mal in Etappen ab, um sie vom Müll zu befreien. Was ein Kreislauf! Und wieder einmal frage ich mich, ob ich die Einzige bin, die das stört mit dem Müll? Wie kommt man denn überhaupt darauf einfach seine Taschentücher, Batterien, Becher, Strohhalme, Kleideretiketten und ausgetrunkene Flaschen fallen zu lassen? Kleideretiketten bestimmt, weil man was geklaut hat und die Etiketten eben los werden möchte. Aber Batterien?
In meinem Müllsack landen heute in noch nicht mal 40 Minuten 9 Wodka- und Sektflaschen, 35 Zigarettenkippen, 20 Taschentücher, 11 Batterien und 7 leere Hundekotbeutel. Zusätzlich noch Essensumverpackungen, wie Burgerpapiere, Kaffeebecher, Getränkebecher und Strohhalme. Gerade die Glasflaschen machen so einen Müllsack innerhalb von kürzester Zeit recht schwer. Ich habe zwar heute früh nach meinem Lauftraining noch eine Runde Yoga und Dehnungsprogramm angehängt, aber trotzdem zähle ich diese Müllsammel-Aktion heute wieder als Krafttraining.
Ich trage schwer.
Meinen Müllsack kann ich deshalb nicht mehr, wie ursprünglich angefacht, einen anderen Weg zurück tragen um diese alternative Laufstrecke auch gleich mit zu säubern. Ich muß ihn hier am Straßenzug stehen lassen, damit die Mitarbeiter vom Bauhof den hier einsammeln können. Auf meiner alternativen Laufstrecke hätte sich aber der Müllsack trotzdem auch gut rentiert. Auch hier, und das ist nun mitten in unserem Wald, liegt extrem viel rum. Vor allem sind hier verschnupfte, hungrige und durstige Menschen unterwegs, die ihre Umverpackungen und Taschentücher nicht mehr heimtragen können. Oder zu dem Mülleimer, der gute 500m entfernt steht. Jede Bewertung dieser Tatsache ist sinnlos. Das ist mir klar. Trotzdem bin ich mit meinem Kampf gegen den Kreislauf des Mülls auch heute wieder recht zufrieden. Vielleicht genieße ich morgen früh gleich mal meine saubere Laufstrecke? Wer weiß.