Obwohl es bei mir gestern überhaupt gar nicht gut lief, habe ich mir einen Rucksack mit meinen Laufklamotten gepackt. Vorbereitung ist ja bekanntlich alles. Und da wir die Nacht in Trier verbringen, bietet sich ein Lauf durch die schöne Stadt zum Wahrzeichen, der Porta Nigra ja wirklich an. Unser Hotel ist rund 2 Kilometer von der Porta Nigra weg, also eigentlich eine perfekte Laufentfernung für mich. Als ich den Rucksack gepackt habe, habe ich mich zwar nicht nach Laufen gefühlt und auch gestern Abend, als wir spät ins Bett gegangen sind, standen die Zeichen für den Lauf heute noch nicht auf grün.

Trotzdem habe ich mir den Wecker auf 6:30h gestellt, einfach, um die Gelegenheit nicht zu verpassen. Wenn ich mich dann doch nicht nach Laufen fühle, dann kann ich den Wecker einfach Weiterstellen und mit dem Zeugwart zusammen passend zum Familienfrühstück aufstehen. Allerdings fühle ich mich nach Laufen. Ich bin zwar nicht so richtig ausgeschlafen, aber ich habe wirklich Lust zum Laufen! Und das, obwohl es gestern eben lief, wie es eben lief.

Ich stehe also leise auf und ziehe mich an. Der Zeugwart wacht natürlich trotzdem auf, aber ich verschwinde leise aus dem Hotelzimmer und lasse die Uhr im Aufzug GPS suchen. Mein Ziel für heute ist ja bereits beim Tasche packe gestern klar gewesen, also schau ich auf die Karte und laufe los.

Ab in Richtung Porta Nigra!

Um diese Uhrzeit ist auf der Straße total wenig los. Fußgänger oder gar Läufer treffe ich gar keine. Ab und an kommt mal ein Auto vorbei. Selbst McDonalds und BurgerKing sind noch geschlossen und kaum beleuchtet. Eine Partynacht scheint es für Trier gestern nicht gewesen zu sein. Ich laufe fast an der Mosel entlang, die kräftig Hochwasser führt. Fast deshalb, weil der Weg teilweise kräftig überflutet und deshalb unbetretbar ist. Die Teile, die betretbar sind, nutze ich allerdings. Ein Fluß, der Hochwasser führt, hat seinen ganz eigenen Charme.

Die Porta Nigra liegt allerdings in der Stadt, also abseits der Mosel. Ich muß deshalb durch die teils engen Straßen von Trier und verlaufe mich auch glatt einmal. Allerdings ist die Porta Nigra ja erfreulicherweise kaum zu übersehen und als ich dann, zumindest fast wie geplant, direkt davor stehe, bin ich beeindruckt. Vor allem durch die Einsamkeit, die das schwarze Stadttor heute früh ausstrahlt. Als der Zeugwart und ich das letzte Mal hier waren, war es proppenvoll. Das Bauwerk ist eben beeindruckend und ein Publikumsmagnet. Heute früh habe ich es ganz für mich.

Das ist schon etwas Besonderes. Bis hierhin sind es auch nicht die ursprünglich angenommenen 2 Kilometer, sondern ganze 3. Und ich bin, bis auf die Navigationspause um den Eintritt in die Stadt nicht zu verpassen, auch komplett durchgetrabt. Das ist doch ein Ding. Das hätte ich nach gestern wirklich nicht erwartet! Nach einer Fotopause während der ich auch die Einsamkeit so richtig genossen habe, lasse ich mich von meiner Uhr zurück zum Hotel führen. Das habe ich noch nie genutzt, aber heute bietet es sich an.

Per Track – back führt die Uhr mich „zurück zum Start“ und zeigt mir auf dem Display dabei immer an, wie weit ich mich vom Hinweg entfernt habe. Die Funktion will mich den gleichen Weg schicken, aber ich laufe einen Schlenker. Das ist kein Problem, denn ich sehe ja auf dem Display, dass ich in die richtige Richtung laufe. Wirklich eine top Funktion. Regelrecht beflügelt von der Aura des alten Bauwerks, trabe ich ausnahmslos zurück. Selbst die Straße kann ich ohne richtigen Stop überqueren, denn Autos sind nach wie vor kaum unterwegs.

Zurück im Hotel nutze ich überglücklich im Eingangsbereich das Angebot an Wasser, was bereit steht.  Eine der Karaffen mache ich auch gleich mal leer. Ich bin jetzt wirklich die etwas über 6km praktisch am Stück unterwegs gewesen. Das hätte ich nach gestern doch nie gedacht! Richtig toll. Nachdem ich beim Duschen noch das halbe Bad unter Wasser gesetzt habe, checken der Zeugwart und ich aus und fahren zum Familienfrühstück. Ein super Start in den Tag war das! Ich bin richtig zufrieden.