Im Schwarzwald, am Titisee, war ich als Kind. Viel Erinnerung daran habe ich nicht, aber den Hirschsprung im Höllental erkenne ich bei der Anfahrt sofort wieder. Da weiß ich dann, hier bin ich schon mal gewesen! Wir verbringen ein wirklich sehr geruhsames Wochenende hier. Erfreulicherweise sehen und hören wir in dem hübschen, alten Hof, keine Menschenseele und fühlen uns so frei und uneingeschränkt, als hätte es die letzten Monate mit dem schrecklichen Coronamist einfach nicht gegeben. Die Greifvögel sind hier den ganzen Tag unterwegs, die Pferde wechseln ab und an mal die Position und ansonsten sehen wir am Horizont mal einen Wanderer, der uns aber nicht behelligt.

Ruhe und Frieden

Die Schwarzwald Idylle ist ungetrübt. Stille und Landschaft tragen mich auch über meinen Geburtstag hinweg. Dazu kommt die gute Luft, der klare Himmel und die herrliche Sonne. Und Nachts wird es so richtig dunkel. Wir sind hier wirklich abseits der Touristen an einem schönen Fleckchen Erde. Es ist faszinierend, wo wir wirklich kaum 2km vom Titisee entfernt sind und dort wahrscheinlich die Hütte brennt. Schon bei unserer Anreise am Freitag, bei der wir mitten durch den Ort gefahren sind, war ich über die vielen Menschen regelrecht schockiert. Selbst, wer Abstand halten wollte, hatte einfach keine Chance.

Trainingsplan im Kurzurlaub

Nachdem ich also an meinem Geburtstag einen Ruhetag im Trainingsplan von Coach Amy hatte, geht es heute wieder los. Auf dem Garmin Plan stehen erneut 4,83km drauf, die am Stück zu absolvieren sind. Und natürlich habe ich schon längst beschlossen, dass ich das Lauftraining hier im Schwarzwald am Titisee mache und nicht zu Hause. Erstens ist so schon mal geklärt, dass wir noch möglichst lange hier bleiben und zweitens liebe ich die Abwechslung, wenn es ums Laufen geht. Neue Strecken sind einfach ganz wunderbar.

Der Zeugwart hat auf seinem Trainingsplan ebenfalls einen Lauf stehen und so ziehen wir uns nach einer Verdauungspause im Anschluß an das Frühstück um, und traben los. Gleich zu Beginn geht es steil Berg an, aber das wird Coach Amy nicht sonderlich stören. Vermute ich zumindest. Ihr ist in diesem Trainingsplan ausschließlich die absolvierte Entfernung wichtig. Ob es dabei hoch oder runter geht und ob ich dabei schnell oder langsam laufe, ist egal. Dafür ist es eben auch ein kostenloses Angebot von Garmin, das mit bestimmten Uhren abgerufen werden kann. Ich könnte mir vorstellen, dass die Pulsfrequenz vielleicht in gewisser Weise eine Rolle spielt, aber wahrscheinlich ist noch nicht mal das der Fall.

Nachdem der Zeugwart und ich also den ersten Anstieg gemeistert haben, folgen wir den Hinweisschildern zum Campingplatz und traben einsam vor uns hin. Da es leicht Berg ab geht, schaffe ich es, meinen Puls flott wieder in einen normalen Bereich zu traben. Das freut mich. Immerhin ist es ein Zeichen für Fitness, wenn der Puls sich schnell wieder einpendelt und alles rasch von statten geht. Auf dem Campingplatz ist die Hölle los. An der Anmeldung steht eine richtig lange Menschenschlange und ich frage mich, ob die Abstandsregeln für Camper wohl nicht gelten?

Diese Frage muß ich mir aber eigentlich gar nicht stellen. Auf dem Campingplatz ist Abstand halten schlichtweg nicht möglich. Die Zelte, Wohnwagen, Wohnmobile und Campervans stehen dicht an dicht. Von Freiraum kann keine Rede sein. Das, was der Zeugwart und ich im letzten Jahr mit dem Roadsurfer erlebt haben, das hat rein gar nichts mit diesem Anblick zu tun. Obwohl wir vom mobilen Wohnen, von Freiheit und autarkem Stehen nicht viel mitbekommen haben, so entscheiden wir hier und heute jetzt sofort, dass wir so niemals in unserem Leben Urlaub machen möchten.

Das Glück und der See

Selbst jenseits von Corona, wenn alles normal ist, wäre etwas mehr Abstand, als dieses dichte Gedränge angepasst. Was ein Krampf. Ich bin froh, als wir den Campingplatz hinter uns lassen und den See weiter umrunden. Auch hier ist es Knallvoll. Die Touristen zieht es eben dahin, wo es schön ist. Wir machen das ja nicht anders. Wir haben nur einfach das Glück, dass wir eben nicht auf dem Campingplatz oder in einem Hotel dichtgedrängt unter kommen müssen. Es ist einfach prima, dass wir schön weit ab vom Schuss wohnen und einfach unsere Ruhe haben können. Einfach großartig.

Der Zeugwart verlässt mich noch vor der Touristenhochburg Titisee und ich schlage mich so alleine durch die Touristenmassen, die sich alle vor der Kuckusuhr versammeln und auf das sich öffnende Türchen starren. Hier scheint sich kaum mehr jemand an Corona zu erinnern und alle sind sich sicher, dass der Spuk mittlerweile längst vergangen ist. Feiernde Ballermann Touristen oder dicht getränkte Kuckusuhrbewunderer, viel Unterschied macht das, zumindest was die Nähe angeht, nicht. Aber vielleicht sehe ich das auch einfach zu eng? Immerhin bin ich seit gestern noch ein Jahr älter und da kann man schon mal piensig werden. Ich beschleunige durch die Massen und laufe weiter am Seeufer entlang.

Das hier ist die nicht so hübsche Seite, Die Menschen pilgern zum Strandbad, hier führt die Straße entlang und auch der Blick auf den See ist längst nicht so hübsch, wie auf der anderen Seite. Da wollte ich aber nicht anhalten, um zu genießen. Da war es mir einfach viel zu voll. Schöner Blick hin, oder her. Ich erfülle heute ganz locker Coach Amy’s Vorgaben und laufen 4,83km am Stück. Dann spaziere ich ein Stück, und laufe den Rest bis zum Ferienhof in einem lockeren Trab. Coach Amy ist mit meiner Zielerfüllung zufrieden.