Die Nachrichten erzählen immer wieder von rücksichtslosen Autofahrern und als ich gestern Abend ganze zwei Stunden für knappe 50km über die A3 brauche, merke ich es selbst. Große und kleine Autos, alte und junge Fahrer, Männer und Frauen, alle rücksichtslos. Die Rettungsgasse wird regelmäßig zugefahren, selbst die Abschleppen werden als Reindrängler wahrgenommen und nicht durchgelassen. Ich frage mich wirklich, was mit den Menschen nicht stimmt und wann das passiert ist. Als mir dann heute früh noch ein Corsa ohne Blinker und mit ungefähr 40km/h auf der Autobahn einfach vor mein Auto auf die linke Spur zieht und ich eine Vollbremsung machen muß, ist mein Tag eigentlich schon gelaufen.
Ich finde Rücksicht ist das A und O.
Wer rücksichtslos agiert ist für mich unten durch, immer diese „nur an sich denken“, gestern auf der A3 wollte jeder heim. Es war schon weit nach 19h, da fahren doch die Wenigstens zum Vergnügen herum. Ganz bestimmt ging es uns allen ähnlich. Ein langer Tag auf der Arbeit und dann sowas. Drei unkonzentrierte Fahrer bauen einen Unfall und legen alles lahm. Drängler? Mit überhöhter Geschwindigkeit unterwegs? Vielleicht ist auch einfach einer ohne Blinker und ohne Schulterblick rübergezogen? All das ist ebenfalls rücksichtslos. Kommt da wirklich so eine Zeitersparnis raus, wenn man statt eine Rettungsgasse zu bilden in der Mitte seiner Spur fährt? Hilft den Unfall und die Helfer bei der Arbeit zu betrachten wirklich dabei, dass sich manche besser fühlen? Was soll das?
Mein Tag heute startet mit entsprechender Laune.
Ich ärgere mich über meine persönliche Situation. Ich liebe meinen Job, mag meine Kollegen und finde auch gerade die Arbeit an sich, die ich täglich mache ganz wunderbar. Es macht mir großen Spaß. Klar gibt es gute und auch schlechte Tage. Auch ich bin mal genervt, das gehört dazu. Mein übliches Gefühl auf der Arbeit ist aber durchweg positiv. Ich gehe gerne arbeiten. Aber ich hasse die Fahrerei. Der tägliche Arbeitsweg im Auto ist eine Qual, weil sich jeden Tag mindestens einer rücksichtslos verhält und einen Unfall verursacht, oder mich gefährdet. Es ist sicherlich nicht so, dass ich immer alles richtig mache. Aber drängeln, Lichthupe oder Vorfahrt nehmen und dann auch noch den Mittelfinger zeigen, gehört nicht zu meiner Fahrtpraxis.
Was geht in diesen Leuten vor? Wo liegt das Problem?
Wahrscheinlich im Ausgleich. Die Menschen haben zu viel Druck auf ihrem Behälter und der entlädt sich im Verkehr. Warum das so ist? Wer weiß das schon. Ich habe heute auch ordentlich Zeitdruck und zusätzlich laufen nicht alle Mitarbeiter in die vorgegebene Richtung. So, wie ich mir das vorstelle, läuft es nicht. Ich glaube, ich kann auch einfach keine Anweisungen geben? Zumindest führen die Wenigsten die Aufgabe so aus, wie ich es mir vorstelle. Läuft also nicht so bei mir. Jetzt könnte ich das ja auf der Heimfahrt klären und einfach mal mit Vollgas, Lichthupe und ordentlich Auffahrerei rücksichtslos und aggressiv die Straße unsicher machen.
Oder nicht.
Und ich gehe in der Mittagspause laufen. Eine wesentlich bessere Alternative, die nicht nur frische Luft und Bewegung bietet, sondern eben auch Sonne und angenehme Temperaturen. Für den Januar viel zu warm, für mein genervtes Gemüt und den durch meinen Situationsärger gestressten Kopf aber perfekt. Es ist einfach schön hier draußen. Schon die ersten Schritte aus dem Gewerbegebiet raus und auf den verschlammten Feldweg hin, helfen. Ich trabe locker, ganz langsam. Hier ist heute keiner unterwegs.
Die Vögel zwitschern, auf den Weiden sind die Pferde draußen und die zarten Pflänzchen, die sich auf den Feldern schon durch den Schlamm drängeln haben eine wunderbar frische, grüne Farbe. Hier ist keiner rücksichtslos. Hier ist alles ruhig und friedlich, zumindest um mich rum. Mein Kopf kommt auf andere Gedanken, meine verspannten Gliedmaßen, von der vielen Autositzerei gestern Abend, genießen die Bewegung und zack sieht die Welt gar nicht mehr so schlecht aus, wie noch vor 20 Minuten.
Nach der Dusche, wieder am Schreibtisch, sagt mir mein Chef, dass meine Anweisungen vorhin glasklar und total verständlich formuliert waren und auch er nicht versteht, wo da das Problem war. Er ärgert sich. Ich empfehle ihm einen kurzen Lauf, weil das den Geist erfrischt und die Seele entspannt. Die Zeit will er sich heute aber nicht nehmen. Ich glaube, das ist ein Fehler.
Es gibt 2 Kommentare
Liebe Claudi,
ein sehr schöner Beitrag. Über die Rücksichtslosigkeit unserer Zeit.
Und dann gleich mit einer Anleitung zum besser machen :-)
Ich bin viele Jahre lang jeden Tag 172 km gefahren (86 km eine Strecke). Ich weiß genau wovon du redest. Und ich bin so froh und glücklich, das ich jetzt seit mehr als 10 Jahren nun im Homeoffice bin. Ein Traum, was man sich da an Stress, Zeit und Rücksichtslosigkeit erspart.
Liebe Grüße
Helge
Du hast da wirklich eine super Lösung, Helge!
Ich mache auch -immer mal wieder- einen Tag Homeoffice und natürlich ist auch nicht jede Fahrt so, wie die von dieser Woche… trotzdem ist das Pendeln eine große Belastung. In jeder Hinsicht.
Viele liebe Grüße
Claudi
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