Die Sonne scheint! Das ist in der letzten Zeit nicht unbedingt die Regel gewesen und deshalb ist es am heutigen Samstag auch einfach so etwas Besonderes. Der Sonnenschein ist intensiv und herrlich. Ich bin Feuer und Flamme, denn im Trainingsplan steht eine 90-minütige Radausfahrt und die passt natürlich ganz hervorragend zum Wetter. Als hätte der Coach das geahnt! Die Sonne täuscht mir auch gleich eine gewisse Temperatur vor, die sich aber beim Betreten des Balkons allerdings nicht bewahrheitet. Es ist wirklich ganz schön kalt draußen. Und wir haben einen Südbalkon! 

Meine Klamottenwahl überdenke ich also kurz noch mal und lege eine weitere Schicht an. Sicher ist sicher. Ich will mich ja auch nicht erkälten. Deshalb hab ich lieber eine Lage mehr an, als im Fahrtwind zu frieren. Gut ausgestattet stehe ich dann neben meinem Rad auf der Straße, starte meinen Garmin und wir fahren los. Wie so oft in letzter Zeit klären wir erst auf den ersten Metern, wo es denn überhaupt hingehen soll. Mein Vorschlag: zur Fasanerie. Bei dem Wetter sicherlich nicht der schlauste Vorschlag, aber gut. Darauf komme ich erst später. Jetzt drehen wir erst mal eine Runde durch das Naturschutzgebiet und schauen da mal nach dem Rechten. Und nach den Wegverhältnissen. 

Im Wald und auf den Feldwegen ist es ganz schön schlammig. Je nach Örtlichkeit gibt es noch richtig feuchten Schlamm, der gut spritzt oder fest gebackenen Schlamm, der richtig viel Fahrtechnik erfordert, um durchzufahren. Ich fahre im Winter immer mit Schutzblech. Auch wenn ich mir da von der Stylepolizei öfter mal einen Rüffel abhole. Allerdings geht’s bei mir um die Praktikabilität. Ich bin kein Freund davon, dass ich mir meine Klamotten mehr als nötig einsaue. Wenn ich hier durch den Schlamm fahre, dann spritzt der Dreck bis hoch in die Haare. Mit Schutzblech ist das nicht der Fall. Für mich also ganz klar, dass ich mit Schutzblech fahre. 

Um die Fasanerie herum ist jede Menge los. Allerdings sind wir mit den Rädern blitzschnell unterwegs und aus den Spaziergängermassen draußen. Die Menschen wollen ja eh in die Fasanerie rein, wohingegen wir genau das nicht möchten. Wir fahren außen drumherum. Da ist praktisch nichts los, was uns natürlich sehr gelegen kommt. Nur ein Spaziergängerpärchen begegnet uns. Und die zwei haben keinen guten Tag. Ich glaube aber nicht, dass es an uns liegt. Die Beiden sind auf jeden Fall schlecht gelaunt, egal ob wir Radfahrer, Spaziergänger oder gar nicht anwesend wären. Für deren Gemüt tut die Sonne gar nichts. 

Für mein Gemüt tut die Sonne ganz viel. Herrlich!  Die Schlammetappen klappen prima und die Sonne scheint mir ganz hervorragend ins Gesicht. Heute lohnt sich die Sonnencreme richtig! Ich lächle einfach die ganze Zeit. Der Zeugwart und ich biegen einfach kreuz und quer im Wald ab und irgendwann sagt der Zeugwart mit gewissem Tonlaut: 

Jetzt nicht anhalten und auf keinen Fall absteigen!

Er weiß also, wo wir sind, während ich hier ja etwas unbedarft durch die Gegend fahre. Klar war ich hier bestimmt schon mal… aber erinnern tue ich mich nicht. Und vor allem weiß ich auch gar nicht, warum ich jetzt nicht absteigen soll. Es klärt sich dann aber blitzschnell, als sich die Lichtung vor mir öffnet und ich durch eine absolute Schlammwüste fahre. Der Boden ist Lehm und die Abdrücke der Landmaschinen, die hier offensichtlich ihre Arbeit verrichtet haben, sind beeindruckend. Um hier mit dem Rad durchzufahren, muss ich die ganze Zeit treten. Das Hinterrad rutscht weg, jede Umdrehung ist schwierig. Aber absteigen ist keine Option.

Wenn man hier absteigt, dann muss man rennen. Ob die Schuhe jemals wieder sauber werden würden? Weiß man nicht. Ich rufe dem Zeugwart zu, dass ich eine Richtung brauche. Hier sieht es aus, als wäre es eine kreisrunde Lichtung, ohne Ausgang. Der Zeugwart sagt, ich soll einfach geradeaus weiter fahren. Das sieht für mich nicht so aus, als würde es dort entlang gehen. Aber gut. Ich verlasse mich auf seine Ortskenntnis, die auf jeden Fall besser ist, als meine. Die ist ja bekanntlich nicht vorhanden. Das ist nicht überraschend. Als wir aus dem Lehmbereich wieder draußen sind, schau ich mir erst mal mein Fahrrad an. Sehr lustig, wie viel Schlamm an einem kleinen Rad so Platz findet.  

Hinterrad vom Gravelbike voll mit Lehm

Über die Kilometer, die wir jetzt noch bis daheim haben, fällt der meiste Lehm allerdings wieder ab und verbleibt im Wald. Nicht ganz da, wo er hergekommen ist, aber immerhin im Wald, was ja auch schon mal ganz gut ist. Zu Hause angekommen machen wir allerdings eine ziemlich große, umfangreiche und intensive Putzeinheit. Pflege und Wartung ist ja nicht nach jeder Fahrt unbedingt nötig, aber heute! Gerade der Antrieb muss heute unbedingt sauber gemacht werden. Der Lehm hat sich auf meinem kleinen Fahrrad nämlich mehr als gut verbreitet. Aber nichts, was sich nicht wegputzen lassen würde.