Da das Osterwochenende mit erfreulich viel Sonnenschein aufwartet, ist für heute auch wieder bestes Radfahrwetter vorhergesagt. Meinem Kopf ist immer noch nicht nach Rennradfahren auf der Straße zumute und so planen der Zeugwart und ich eine weitere Gravelrunde. Obwohl ich mir Hilfe bei der Mentaltrainerin geholt habe, ist das Rennradfahren noch nicht wieder selbstverständlich. Erstaunlich, wie einfach ich auf das Gravelbike steige und wie schwierig der Aufstieg auf das Rennrad ist. Heute schaffe ich das auf jeden Fall nicht. Das ist trotzdem kein verlorener Tag. Immerhin habe ich ein Gravelbike und fühle mich darauf extrem wohl. Es ist also eine richtig gute Alternative. Wenn auch nicht exakt das, was der Coach sich wohl ausgedacht hat. 

Ich soll drei Stunden Rad fahren, steht in meinem Trainingsplan und der Zeugwart und ich denken, dass eine Fahrt zum Langener Waldsee das ganz gut erfüllen könnte. Der Coach hat zusätzlich eine Kilometerangabe dazu geschrieben, aber die ignoriere ich. Ich richte mich nach dem Puls und nach der Zeit. Ich denke, das ist eine ganz gute Taktik. Und dann werde ich später schon sehen, wie viele Kilometer es im Endeffekt gewesen sind. Beim Graveln trainiere ich ja ungefähr ähnlich, wie beim Rennradfahren. Radbeherrschung und Antreten sicherlich etwas mehr, Geschwindigkeit erleben garantiert etwas weniger. Zumal ich im Moment noch immer mit den dicken Mountainbikereifen unterwegs bin. Die haben im Schlamm einfach mehr Grip. 

Seenplatte deluxe

Und mit mehr Grip fühle ich mich einfach wohler. Daran ist ja auch nichts verkehrt. Wir packen uns also heute wieder ordentlich Verpflegung ein und dann geht’s auch schon los. Die Richtung ist der Langener Waldsee und wir erleben heute eine regelrechte Frankfurter Seenplatte. Wahrscheinlich bin ich hier schon öfter entlang geradelt, aber an viel mehr, außer an die Viehgatter, kann ich mich nicht erinnern. Die sind natürlich nicht für oder gegen Vieh, sondern dafür da, das Wild, vor den Autobahnen zu schützen. Was mich etwas wundert, ist eine Gruppe Asiaten, die uns von so einer Autobahnauffahrt, mit Rucksäcken und Wanderstöcken bewaffnet entgegen kommt. Die werden doch nicht auf dem Standstreifen geparkt haben? 

Mittlerweile passiert ja so viel, was ich nicht für möglich gehalten hätte, dass ich mir auch das vorstellen kann. Wir fahren heute ganz wunderbar einsame Strecken durch den Wald und nur an den zahlreichen Seen der Frankfurter Seenplatte ist die Hölle los. Menschen, die ihre Hunde nicht an der Leine und nicht im Griff haben, Kinder, die zu klein sind, um auf die Umgebung zu achte und ältere Menschen, die schlichtweg nicht mit Radfahrern rechnen. Dabei dürfte, gerade bei der letzten Gruppe, ja die Lebenserfahrung greifen und irgendwie bekannt sein, dass der Wald auch von Radfahrern benutzt wird. 

Mal wieder: der unerzogene Hund und sein Frauchen

Der Zeugwart hindert noch einen unerzogenen Hund daran, durch das Gatter abzuhauen, während das Frauchen hilflos zusieht, permanent Fiffi ruft und sich zu guter Letzt noch nicht mal beim Zeugwart bedankt. Ich glaube, solche Ereignisse prägen das Zusammenleben mehr, als positive Ereignisse. Also wenn etwas Gutes passiert, dann speichert mein Gehirn das nicht so lange und so detailliert ab, wie so einen Vorfall, über den ich mich minutenlang ärgern kann. Undankbarkeit und seinen Hund nicht im Griff zu haben ist eine ganz ungesunde Mischung, finde ich. Vor allem, wenn der Hund groß ist, aber ja normalerweise nur spielen will. Sowas nervt mich kolossal. 

Radfahrerin vor Wildgatter im Frankfurter Stadtwald

Hier im Frankfurter Stadtwald sind nur die großen Wege, nahe der Parkplätze oder Siedlungen benutzt. Alles, was etwas abseits liegt, wo man also etwas länger hinspazieren muss, ist wie leer gefegt. Der Wald und seine kleinen Wege gehört nur uns und den Rädern. Gerade kleine Wege sind hier ganz gut zu befahren und so arbeiten wir uns langsam aber stetig zum nächsten See und von dort dann zum nächsten Teich vor. Die Frankfurter Seenplatte enttäuscht nicht. Am Langener Waldsee esse ich einen Riegel und weise noch ein paar Verirrten den Weg, die dachten, der See wäre für Sonnenanbeter bereits geöffnet. Dann fahren der Zeugwart und ich wieder zurück nach Hause. 

Erstaunlicherweise sind wir noch einsamer unterwegs, als auf der Hinfahrt und das, obwohl es ja später am Tag und dadurch auch deutlich wärmer ist. Das habe ich nicht erwartet, aber es freut mich sehr. Wir fahren durch riesige Bärlauchfelder, entdecken schöne kleine Wege, üben ganz nebenbei etwas Fahrtechnik und sind dann auch zack super schnell wieder daheim. Eine herrliche Trainingseinheit!