Im Rhein-Main-Gebiet stellt man sich ein Leben ohne Auto einfach vor. Im Grunde hat man hier ein umfangreiches System des öffentlichen Nahverkehrs, ist mit S-Bahnen gut angebunden und hat auch viele Radwege. Parkplätze sind rar und müssen immer bezahlt werden. Kein Auto zu nutzen ist also nicht gut für die Umwelt, sondern hat ansonsten auch viele Vorteile. Inwiefern ein Alltag mit dem Fahrrad aber gut umzusetzen ist, das ist noch fraglich. Alles eine Frage des Willens sicherlich, aber oftmals auch eine Frage der Zeit, die einem zur Verfügung steht. Bei mir ist das zumindest so. Wenn ich einen Termin vor der Arbeit habe und mein Arbeitsweg eben mit dem Rad 1,5 Stunden dauert, dann habe ich schon eine ordentliche Strecke vor der Brust. 

Eine gute Planung ist da echt das A und O. Vor allem, so habe ich das Gefühl, funktioniert immer nur die Hälfte, wenn es straff geplant ist. Mit dem Auto klappt das ein bisschen verlässlicher. Aber ist das wirklich so? Oder ist es nur die fehlende Routine? Ich habe da so meine Zweifel, denn andere Mitmenschen schaffen ihren Alltag ja auch ohne Auto. Ich habe mich mittlerweile mit Packtaschen ganz gut ausgestattet. Mit der Sicherung meines Rads bin ich nach einigem Ausprobieren auch gut vertraut. Alles dabeizuhaben, um sich selbst zu helfen, ist beim Rad noch etwas wichtiger, als beim Auto, weil ich auf manchen Radstrecken kaum jemandem begegne. 

Wie eine Packtasche beim Einkaufen am Rad gesichert bleibt, das habe ich noch nicht rausgefunden. Allerdings brauche ich die Tasche auch im Geschäft, um abzuschätzen, wie viel ich einkaufen kann, um es noch nach Hause transportieren zu können. Nichts ist nerviger, als wenn die Einkäufe dann nicht reinpassen. Beim Einkaufen mit dem Rad habe ich keinerlei Übung. Die paar Einkaufstouren, die ich das bisher gemacht habe, fühlen sich jedes Mal, wie das erste Mal an. Zeit technisch kommt es mir mit dem Rad immer länger vor. Dabei entfällt das Parkplatzsuchen und vom Parkplatz zum Geschäft laufen. Denn mit meinem Rad fahre ich vor. Also praktisch direkt vor das Geschäft. Bei uns scheint das mittlerweile bei einigen Geschäften üblich. 

Ich reihe mich da gut ein mit meinem Rad. Allerdings haben die anderen Einkäufer meistens Radkörbe hinten auf dem Gepäckträger, während ich auf Packtaschen zähle. Heute habe ich auch meine Regenklamotten noch am Start. Ganz unten in meiner Ortliebtasche. Das verkleinert natürlich das Einkaufsvolumen. Allerdings ist auch Regen angesagt heute und der Himmel sieht vielversprechend dunkel wolkig aus. Auf die Regenklamotten will ich deshalb nicht verzichten. Vor dem Geschäft reiht sich mein Alltagsrad also hervorragend in die anderen Einkaufsräder ein und mein Einkauf startet. Ich bekomme alles, was ich einkaufen möchte und der Kassierer freut sich, dass ich mit dem Rad gekommen bin. Er wünscht mir eine gute Fahrt. 

Meine Packtasche bestücke ich mit dem Einkauf und bis auf die Trauben und die Tomaten, die ich in meine zweite Radtasche packe, damit sie nicht gedrückt werden, passt auch alles gut rein. Gemüse und Obst mit dem Rad vom Gemüseladen nach Hause zu transportieren, gefällt mir. Es beginnt zu nieseln und ich mag es trotzdem und hänge noch eine kleine Schleife dran. Klar könnte ich direkt heim fahren, aber so ein Mininiesel ist jetzt auch kein Drama. Das voll beladene Rad fährt sich immer noch gut. Allerdings ist es schwerer, als wenn ich morgens zur Arbeit radle. Ich muss mit den Einkäufen aber auch nicht zu einer bestimmten Zeit irgendwo sein. Es passt also, dass ich langsamer unterwegs bin, als gewöhnlich und mich eben entsprechend gewöhne. 

Trotz des Nieselregens bin ich auch mit meiner zweiten Tasche von Newlooxs ziemlich zufrieden. Die sieht ja eher nach Handtasche, als nach Radtasche aus und ist laut Hersteller nicht wasserdicht. Ich nutze die Tasche seit einigen Wochen für kurze Trips, wenn ich zum Beispiel zu einem Arzttermin muss, oder zur Physiotherapie. Sie fasst quasi meinen Handtascheninhalt, kann aber auch noch ein Handtuch, ein Buch, Dokumente oder die Radschlösser fassen. Die Größe ist für meine kurzen „urbanen“ Einsätze wirklich gut. Die Reißverschlüsse sind nicht abgesichert gegen Regen, deshalb besteht auch keine 100 % Wasserdichtigkeit. Bei mir ist in diesem verregneten Frühjahr aber noch nichts durchgesuppt. Vielleicht auch einfach pures Glück? 

Meine heutige Einkaufstour war ein voller Erfolg. Ich muss das einfach öfter einplanen und auch meine Termine fahrradtauglich legen. So einfach ist das. Wenn ich eben ein paar Minuten länger benötige, um mit dem Rad hinzukommen, statt mit dem Auto, dann sollte ich das immer einplanen. Das ist leichter gesagt, als getan. Trotzdem sollte ich mir das vornehmen. Ein guter Vorsatz also. Das ist ja mal nicht verkehrt.