Den gestrigen Lauf habe ich tatsächlich ganz gut verkraftet. Das liegt garantiert daran, dass ich eben genau perfekt im Pulsbereich der Grundlagenausdauer geblieben bin, und einen das eben nicht so fertig macht. Ein bisschen merke ich mein Knie heute, aber es ist kein Drama. Der Zeugwart und ich betrachten uns die gefrorene Welt draußen und legen fest, dass wir bis zum Mittag warten und dann erst los fahren. Bis dahin sind alle Hunde ausgeführt und die Menschen essen zusammen. Und die Welt ist vielleicht auch ein bisschen aufgetaut. Als wir die Gravelbikes fertig machen und komplett angezogen sind, stehen wir im Schatten vor dem Haus und stellen fest, dass die Sonne hinter dem Fenster ganz schön Temperatur vortäuscht. 

So warm, wie es wirkt, ist es nämlich nicht. Mein Garmin zeigt 7 °C und als wir losradeln wird es gleich auch noch mal gefühlt etwas kälter. Windig ist es zusätzlich. Und natürlich kommt der Wind entweder gut merkbar von vorne, oder von der Seite. Rückenwind merke ich überhaupt nicht. Wir fahren heute über die Felder. Zumindest hauptsächlich. Wir wollen so viel Sonne wie möglich abbekommen. Wir fahren durch den Nachbarort und nutzen dann den Rodgau Rundweg, der eigentlich ganz gut ausgeschildert ist. Eigentlich schreibe ich deshalb, weil das nicht immer der Fall ist und tatsächlich ein Schild fehlt und wir anscheinend falsch abbiegen. 

Gut, dass wir uns trotzdem auskennen. Also auch ohne Schilder. Es ist nicht so, dass meine Orientierung so gut ist, wie die des Zeugwarts. Aber zumindest die Wander- und Radfahrschilder helfen mir beim Zurechtfinden. Auch, wenn ich ganz sicher hier überall schon mal gewesen bin. Selbst im Wald bekommen wir heute unheimlich viel Sonne ab. Jetzt ist das Blattwerk noch total licht und außerdem ist der Wald hier dank Sturm, Trockenheit und wahrscheinlich auch Borkenkäfer, ziemlich ausgedünnt. Wir fahren durch ordentlich Schlamm und Pfützen und begegnen nur einer überschaubaren Anzahl an Spaziergängern. 

Eine Gruppe spaziert maskiert durch die Felder. Das ist wohl deren ganz eigener Fastnachtsumzug? Schließlich ist heute Fastnachtssonntag und morgen ist Rosenmontag. Dank der aktuellsten Ereignisse, dem Krieg im Osten von Europa, fallen die meisten Feierlichkeiten allerdings aus. Selbst die, die auch unter den aktuellen Coronabedingungen stattgefunden hätten. Schon eine ziemlich verrückte Zeit gerade. Wer hätte gedacht, dass Corona zwar noch ansteckend und aktuell ist, aber durch einen Krieg keine 1.000 km von uns entfernt regelrecht in den Hintergrund gedrängt wird? 

Am Feldrand sehen wir zahlreiche Raubvögel und erfreulicherweise schaffen wir es stets abseits des Verkehrs unterwegs zu sein.  Wir nutzen Feld- und Waldwege, sowie baulich getrennte Radwege. Da haben sich die Gemeinden südlich von Frankfurt wirklich ins Zeug gelegt, um Radfahren angenehm zu gestalten. Und Autofahren natürlich auch. Der Wind ist weiterhin fies, aber wir machen zeitlich trotzdem eine regelrechte Punktlandung. Daheim stellen wir mal wieder fest, dass unsere Nachbarn ganz offensichtlich komplett andere Werte haben, als wir. Allerdings ist es zwecklos, sich darüber zu ärgern. Das ist auch klar.