Heute soll es ja den ganzen Tag regnen. Erfreulicherweise sagt so ein Wetterbericht ja erstaunlich viel, wenn der Tag lang ist und hat mindestens genauso oft unrecht, wie die Vorhersagen stimmen. Wir wollen heute zum Langener Waldsee graveln und beschließen und einfach entsprechend anzuziehen. Manchmal gibt’s ja kein wirklich schlechtes Wetter, manchmal ist es lediglich das Outfit, was passen muß. Nachdem ich gestern ein neues Stirnband gekauft habe, was ich super unter den Helm anziehen kann, fährt das heute gleich mit. Der Zeugwart schaut sich die Strecke noch mal an und dann geht’s auch schon los.

Ich habe mich dazu entschieden die Klamotten erst im letzten Augenblick anzulegen. Heute fahre ich nämlich ohne die Kältebrücke an der Wade und nutze einfach alle Möglichkeiten, die ich habe. Eine lange Radhose, dicke Socken und Winterschuhe plus Überschuhe. Und oben rum greife ich auch gleich zum Wintertrikot. Allerdings nur mit meiner Regenjacke drüber. Bei 10°C und wahrscheinlich Regen und Wind, sollte das ausreichen. Ich bewege mich auf dem Rad ja auch und wir fahren weitesgehend durch den Wald. Den ersten Teil der Strecke fahren wir so, wie bei unserer Goetheturm, Grüne Soße Museum, Skyline-Tour zu Beginn unseres Urlaubs.

Das Hainbachtal ist immer noch unglaublich hübsch. Heute ist es allerdings deutlich feuchter, als beim letzten Besuch und so muß ich mich mit meiner Lunge und den Sprays erst gewöhnen. Wir müssen tatsächlich noch mal anhalten, damit ich nachsprühen kann. Allerdings ist das in dieser hübschen Kulisse auch kein Beinbruch. Meine Reifen sollen wohl bei diesem feuchten Wetter nicht die erste Wahl sein, um durch den Wald zu fahren. Auch auf nassen Wurzeln sollen sie nicht sonderlich viel Grip haben. Erfreulicherweise stelle ich davon allerdings nichts fest. Bei mir ist heute das Hinterrad nur ein paar mal rutschig, aber ich glaube, das wäre bei jeder Bereifung der Fall gewesen. Wir radeln heute abseits des Maunzenweihers durchs den Wald und kommen so zu einem anderen, malerischen See. Deutlich größer als der überschaubare Maunzenweiher liegt der Gehspitzweiher bei Neu-Isenburg im Wald.

Was ein hübsches Fleckchen Erde! Der Gehspitzweiher liegt in Mitten eines Naturschutzgebietes und der Weg drumrum, den der Zeugwart und ich nutzen, lässt ein paar richtig tolle Ausblicke auf den See zu. Für diese Radausfahrt bzw. die Streckenführung nutzen wir heute ganz oft den Lutherweg, der an der originalen Reiseroute von Martin Luther von der Wartburg zum Reichstag nach Worms angelehnt ist. Der Weg ist super gut beschildert und führt über wirklich sehr hübsche Strecken. Ob ich, wie es der eigentliche Hintergedanke des Pilgerpfads ist, tatsächlich innere Einkehr finde, weiß ich nicht. Aber gefallen tut er mir gut. Und meine manchmal aufflammende gute Orientierung verhilft uns auch dazu den richtigen Weg zum Langener Waldsee einzuschlagen.

Der Wald rund um den Langener Waldsee ist ebenfalls ziemlich einsam. Wir treffen heute wirklich kaum auf Menschen. Wahrscheinlich glauben alle, dass es ja heute regnen wird. Tut es aber nicht. Manchmal ist es einfach besser, einfach raus zu gehen und vorbereitet zu sein, als von vornherein drin zu bleiben. Für uns heute zumindest die absolut beste Lösung. Den Langener Waldsee umrunden wir zum Teil, was ich noch nie gemacht habe und was uns ebenfalls tolle Ausblicke bietet. Als wir wieder mitten im Wald sind, kreuzt unseren Weg ein großer Raubvogel. Da sind wir wirklich beeindruckt. Ich dachte, wir sind mit unseren Rädern deutlich zu laut, als dass wir überhaupt so einen Vogel zu Gesicht bekommen. Er ist wirklich ganz nah und verschwindet auf der anderen Waldseite wieder im Dickicht.

Wir radeln einen ähnlichen Weg zurück, wie wir gekommen sind, biegen aber in Richtung Monte Scherbelino ab. Das Gebiet ist natürlich abgesperrt, aber daran vorbei fahren kann man. Und auch das lohnt sich richtig. Erstaunlich, dass wir auch zum Ende unseres Urlaubs immer noch über Strecken fahren, die ich nicht kannte. Ich könnte also noch ein paar Wochen mehr Urlaub haben, ohne dass ich zu viel doppelt fahren würde. Gut zu wissen. Vielleicht spreche ich da gleich mal mit meinem Chef drüber, wenn ich wieder im Büro bin? Da freut er sich bestimmt.