Nach der Arbeit noch schnell eine Besorgung machen und dafür ins Auto springen, ist doch eigentlich total normal, oder? Ich muss heute nach der Arbeit zur Apotheke, ins Sanitätshaus und in die Drogerie. Alles befindet sich in Offenbach. Mit dem Auto bin ich da in 20 Minuten. Das Fahrrad bringt mich sicherlich ähnlich schnell hin, oder nicht? Mit dem Rad kann ich nämlich eine kürzere Strecke nehmen, fahre auf baulich getrennten Radwegen am Verkehr und an Ampelschaltungen vorbei und kann auch ohne Parkplatzsuche direkt vor dem jeweiligen Geschäft „parken“. Allerdings schätze ich die Fahrzeit mit dem Rad immer falsch ein. Ich schaue nach dem Dienst nach den Öffnungszeiten und plane die Fahrtstrecke in die Stadt entsprechend. 

Offenbach am Meer?

Es ist sinnvoll, erst einmal komplett durch Offenbach durchzufahren, um dann das Pferd von hinten aufzurollen. Zumindest denke ich mir das so. Wie ich genau fahre, weiß ich allerdings nicht, als ich mir mein Rädchen schnappe und losfahre. Ich hangele mich so von Ecke zu Ecke. Das ist lustig, weil es eine gewisse Freiheit suggeriert, obwohl das Ziel ja klar definiert ist. An jeder Ecke und an jeder Abzweigung entscheide ich mich neu und fahre trotzdem immer richtig. Es gibt ja oftmals nicht den einen richtigen Weg. Viele Wege führten auch schon nach Rom. Das ist doch was. Ich fahre lange Teile meiner Wegstrecke durch den Wald, ehe ich in die Stadt abbiege und dort vom Offenbacher Stadtleben regelrecht überschwemmt werde. 

Offenbach ist laut, vor allem im Berufsverkehr. Es sind unheimlich viele Pendler mit dem Auto unterwegs. Auf den Radwegen fahren Mofas. Und ein paar Radfahrer. Auch abseits von Glascontainern wurden kürzlich viele Glasflaschen kaputt gemacht und überall liegt Hundekot auf den Wiesen. Die Menschen hier haben es mit ihren Grünanlagen scheinbar nicht so? Das könnte man allerdings bei uns vom Wald auch sagen. Was ich immer so im Wald an Müll finde, ist ja auch ein erbärmliches Zeichen. Im Gegensatz dazu ist es in Offenbach vielleicht doch nicht so dreckig? Denn hier wohnen ja auch viel mehr Menschen auf engerem Raum. Und bei uns am Wald eben kaum jemand. Und trotzdem schleppe ich da große Müllsäcke raus. 

Wie überall.

Regelmäßig tue ich das. Der Müll wird also immer wieder in den Wald getragen. So wie hier in Offenbach stetig Glasflaschen zertrümmert und einfach liegengelassen werden. Leute, die sowas machen, lassen ihren Müll auch im Wald fallen. Und wohnen tun sie überall. Ich nutze in Offenbach die Grünanlagen. Die sind für Radfahrer freigegeben. Da hier nirgends irgendwas kontrolliert wird und die Menschen Radfahrer anscheinend weniger kennen, ist da Fahrerei hier allerdings mehr ein Spießrutenlauf. Ich liege gut in der Zeit und stresse mich deshalb nicht. Als ich beim Orthopädiehaus ankomme, schließe ich mein Rad direkt vor dem Haus an einem Straßenschild an. 

Meine Bandage, die ich mir im Orthopädiehaus hole, hat die richtige Größe. Erfreulicherweise ist es auch das richtige Modell. Das ist ja nicht zu erwarten gewesen, immerhin habe ich diesbezüglich im letzten Jahr eine regelrechte Odysee hinter mich gebracht. Die Freundlichkeit im Orthopädiehaus lässt, wie immer, zu wünschen übrig. Meine Ansprüche sind einfach zu hoch, so sieht es zumindest aus. Nachdem ich meine Bandage erhalten haben, bin ich froh, dass ich wieder draußen bin. Vielleicht muss ich einfach mal in ein anderes Orthopädiehaus gehen? Es ist in Offenbach ja schließlich nicht das Einzige. Ich schließe mein Rad ab und rolle los. 

Erst durch eine Fahrradstraße und dann auf einen baulich getrennten Radweg. Hier fahre ich ein gutes Stück, ehe ich am Mainufer lande und mir noch ein paar angenehme Kilometer gönne. Ohne Verkehr ist Rad fahren eben einfach am besten. Und den Autofahrern ist es garantiert auch am liebsten. 

Selbst ein Radfahrer, der in der 30iger Zone 30 fährt wird als Verkehrshindernis wahrgenommen. 

Meine anderen Besorgungen klappen hervorragend. Die Beratung in der Apotheke ist vorbildlich und zack habe ich alles erledigt und fahre wieder heim. Wenn ich mir die Zeit so ansehe, dann wäre ich mit dem Auto tatsächlich genauso lange unterwegs gewesen. Oft ist mir das gar nicht so bewusst. Gut, dass ich das Rad genommen habe!