Der Sommer hat uns diese Woche heftig überrollt und von überall her kommen natürlich auch gleich Beschwerden, dass es viel zu warm ist. Wäre es jetzt im Juni nicht warm, dann würde sich natürlich jeder beschweren, wo der Sommer denn bitte bleibt. So war es letzte Woche noch. Diese Woche gibt’s nun also ordentlich Hitze und das ist auch wieder keinem recht. In meinem Trainingsplan steht für heute ein Radtraining drin. Wir haben heute Feiertag und da finde ich Rad fahren generell eine gute Idee. Was ich keine so gute Idee finde, ist, auf der Straße gegrillt zu werden. Weshalb ich mich mal ganz spontan dazu entscheide, heute nicht mit dem Rennrad zu trainieren. 

Wir nehmen deshalb die Gravelbikes und fahren in den Wald. Es ist jetzt nicht so, als wäre es im Wald nicht warm. Aber wir sind mehr von der Sonne geschützt, als auf der Straße und das ist bei den Temperaturen wirklich viel wert. Ich habe auch irgendwie immer das Gefühl, dass es im Wald deutlich frischer ist. Allerdings fliegt natürlich auch mehr herum. Also an Fliegen und Mücken. Unsere Strecke heute fährt sich prima. Der Zeugwart sagt, ich soll die Richtung vorgeben und ich weiß nicht, ob er sich damit einen Gefallen getan hat. Wahrscheinlich nicht, aber das behalte ich einfach mal für mich.

Wir biegen immer mal wieder ab und auf einmal sind wir an einer Stelle, an der ich uns jetzt gar nicht vermutet habe. Das ist ja ziemlich verrückt. Wenn ich navigiere, ist der altbekannte Wald einfach voller Abenteuer. Wie schön. Wir queren eine Straße und dann sind wir wieder im Wald und fahren einsam hier entlang. Tatsächlich ist hier kein anderer unterwegs. Erstaunlich und auch wieder nicht, denn dass man sich bei der Hitze möglichst wenig bewegt, finde ich verständlich. Selbst der Coach hat geschrieben, dass es fast zu heiß ist, um zu trainieren. Wahrscheinlich zählt diese Gravelfahrerei im Wald auch gar nicht wirklich als Training, sondern ist eher lockeres bewegen. 

Fast ein bisschen so, wie wenn ich mit dem Rad zur Arbeit fahre. Da wird dann auch nicht wirklich krass trainiert, sondern die Pendlerei ist eher Bewegung. Nach einer Stunde merke ich, wie mir die Hitze heute im Wald etwas zusetzt. Einfach, weil auch hier die Luft fast steht. Und weil die letzten drei Tage wirklich vollgepackt und anstrengend waren. Nicht nur zeitlich, weil ich täglich von 7h bis nach dem Abendessen mit den Kollegen zusammen war, sondern auch mental. Wenn Dinge nicht so laufen, wie ich sie mir vorstelle, dann stresst mich das mental extrem. Besonders dann, wenn es gegen mein Werteempfinden geht. 

Diesen ganzen Stress lasse ich heute allerdings erfolgreich im Wald zurück. Als wir nämlich wieder heim fahren und dabei natürlich auch den schattenspendenden Wald verlassen müssen, ist meine Laune auf jeden Fall stark angehoben. Erstaunlich, wie das ein bisschen Rad fahren in Kombination mit der Natur so hinbekommt. Einfach toll. Ich steige heute nass geschwitzt und komplett eingestaubt vom Rad ab und verbringe den restlichen Tag mit Eistee auf dem Balkon. Natürlich nach dem ausgiebigen Dehn Programm, weil ich mir sicher bin, dass mein Hüftbeuger sich ansonsten vernachlässigt fühlt.