AIDABei so einer Reise hat man an jedem Hafen die Möglichkeit Ausflüge zu machen, die von AIDA organisiert werden, oder man kann auch einfach von Bord gehen und selbst schauen, was sich so anbietet. Meistens sind direkt am Anlegesteg Touristeninformationszentren, oder zumindest deren Ableger, vertreten, so dass man auch dort vor Ort einen Ausflug buchen kann. Da der Zeugwart und ich schon vor vielen Jahren in Bar Harbor einen extrem tollen Kajakausflug hatten, haben wir uns auch für diesen Urlaub für einen solchen entschieden. Hier in Eidfjord wurde eine Kajaktour angeboten und von daheim gebucht ist der Ausflug schon früh bei uns unter Dach und Fach gewesen. Treffen tun wir uns heute mit den anderen Kajakwilligen um 9h und sind deshalb entsprechend früh beim Frühstück. 

Die Kaffemaschinenunverschämtheit

Zu unserer Frühstückszeit ist selten etwas los im Restaurant, was mir wirklich ganz gut gefällt. Wir finden immer schnell einen freien Tisch und können den Tag so schon mal ruhig und entspannt beginnen. Wer morgens auf einen Kaffee angewiesen ist, und keinen Filterkaffee aus einer großen Kanne, direkt am Tisch trinken möchte, der stellt sich allerdings erst mal an. Cappuccino, Latte Macchiato, Milchkaffee, also alle leckeren Kaffeespezialitäten gibt es nämlich nur im Buffettbereich direkt am Automaten. An einem Automaten. Lächerlich und überhaupt nicht serviceorientiert, das muss ich leider so sagen. Natürlich bildet sich an dem Automaten jeden Tag eine lange Schlange und dann sind auch nie entsprechende Gläser oder Tassen da, damit der Latte dann auch passend abgefüllt werden kann. 

Auch wenn man ein entsprechendes Getränkepaket gebucht hat, dass den Cappuccino inkludiert, muss man ihn sich selbst am Automaten ziehen, nachdem man in der Schlange gewartet hat. Mit der Zimmerkarte wird das Getränk frei gegeben und dann ggf. in einem Glas zum Tisch getragen, wenn keine passende Tasse mehr vorhanden ist. Überhaupt sind diese versteckten Spezialitäten, die für mich rein gar nichts mit Service zu tun haben, an einigen Ecken spürbar. Ich kann deshalb auch verstehen, warum man einen Ausflug, wie unsere Kajaktour in Eidfjord, garnicht bucht, oder auch nicht über AIDA sondern direkt beim lokalen Anbieter bucht. 

Kajaktour

Um 9h stehen wir pünktlich am Treffpunkt und werden von einem AIDA Mitarbeiter gescannt. Dann übernimmt ein lokaler Guide und wir werden nicht von einem AIDA Mitarbeiter begleitet. Warum der Ausflug tatsächlich also deutlich teurer ist, als direkt vor Ort gebucht, kann nur mit der Sicherheit erklärt werden, dass er tatsächlich stattfinden wird. In einem kleinen Fischerhäuschen, 150 Meter vom Schiff entfernt, bekommen wir Trockentauchanzüge und das bekannte Kajakröckchen. Und natürlich eine Schwimmweste. Jeder Teilnehmer unserer kleinen Gruppe nimmt sich noch ein Paddel und dann spazieren wir zu den Kajaks, die 2 Meter weiter am Strand liegen. Da Eidfjord nicht besonders groß ist, sind die Wege allesamt kurz. Der Zeugwart und ich sitzen in einem Doppelkajak zusammen und werden vom Guide hinausgeschoben.

Sicherheit geht vor!

Hier erfolgt gleich die erste Sicherheitseinweisung, wir tanzen ein bisschen Salsa mit den Hüften um eventuelle Wellen auszugleichen. Dann bilden wir mit den anderen Teilnehmern eine Kajakplattform und dann geht’s auch schon los. Wir machen Strecke und fahren über den Fjord, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. Das Wasser ist schön klar und die steil abfallenden Berge rechts und links vom Fjord sehen ziemlich spektakulär aus. Die Wasserfälle, die wir hier sehen, sind im Frühjahr rund 20ig mal so groß, wie aktuell. Der Guide erklärt uns einiges und während er so erzählt, taucht hinter ihm eine Robbe auf. Weil sie neugierig ist und wir eben für die Erklärung kurz angehalten haben. 

Immer mal wieder frischt der Wind auf und das ruhige Fjordwasser wird ganz schön aufgeschaukelt. Im Kajak merkt man das natürlich sofort. Was sonst nur so leicht wellig aussieht, wird auf einmal richtig schaukelig, wenn man eben mitten drin sitzt. Auf dem Rückweg dreht der Wind dann noch mal kräftiger auf und der Guide teilt mit, dass es nun sicherlich noch mal richtig ungemütlich werden wird. Die AIDAmar liegt am Anleger von Eidfjord und wir müssen dran vorbei paddeln, um wieder zurück zum Strand zu kommen. Mit dem aufgefrischten Wind ist das auf jeden Fall eine recht spektakuläre Fahrt, das ahne ich schon. 

Gut aber, dass ich mir nur ein bisschen was vorstellen konnte und der Rest jetzt eben einfach so passiert, wie er eben passiert. Der Guide fährt voraus und der Zeugwart und ich sind das erste Kajak hinter ihm. Die Wellen werden größer und der Wind stärker. Wirklich viel stärker. Wer hätte das denn bitte von diesem kleinen Örtchen gedacht. So klein und dann solche Wellen! Eidfjord scheint jetzt noch mal alles zu geben. Gut, dass wir den Trockentauchanzug tragen und dass das Kajak mit den Röckchen zugemacht ist. Die Wellen schlagen über dem Bug zusammen, einige schwappen so hoch, dass sie mich einmal komplett abspülen und wir paddeln einfach, als hätten wir nie etwas anderes gemacht. 

Paddeln, was die Arme hergeben!

Zwischendurch denke ich kurz, dass wir vielleicht nie an der großen AIDAmar vorbeikommen werden und was dann wohl passiert, wenn wir hier einfach immer weiter paddeln, ohne Erfolg. Und dann sind wir doch vorbei, beschleunigen auf den letzten Metern vor dem Strand kräftig und schießen an Land. Geschafft. Der Guide ist zufrieden und wir sind es auch. Das war wirklich eine tolle Tour! Nachdem wir uns der Ausrüstung entledigt haben, spazieren wir zurück zum Schiff und treffen beim Mittagessen Gäste, die uns beim Kajakfahren fotografiert haben! 

Eigentlich wollten sie nur den Fjord ablichten, aber zufällig ist die Kajaktruppe eben auch drauf. Nachdem wir erfahren haben, von wo die Aufnahme gemacht wurde, beschliessen wir, dass wir den Spaziergang noch machen wollen, ehe wir Eidfjord heute Abend wieder verlassen und wahrscheinlich nie wieder herkommen.

Spaziergang in Eidfjord

Vom Schiff wieder runter, spazieren wir am wahrscheinlich einzigen Hotel in Eidfjord vorbei über den Fluß, den wir vorhin vom Kajak aus gesehen haben. Nach ein paar Metern gibt’s auch gleich eine Wanderbeschilderung, der wir folgen und den Fluß entlang spazieren. Hier bietet der Guide, mit dem wir heute Vormittag auf dem Kajak unterwegs waren, auch Wildwasserrafting und Wildwasserkajak an. Klar, dass man von ein paar Kreuzfahrttouristen und ein bisschen Kajakfahren nicht leben kann. Der Weg ist leicht zu gehen und wir spazieren geruhsam am Wasser entlang, bis wir an den Eidfjord Sandstrand kommen, der mehr feiner Kies ist, als Sand. Das Gewässer am Strand heißt auch Eidfjord und der Fluß ist eigentlich nur die Verbindung zwischen den beiden. 

Früher, bis in die 80iger Jahre, war der Fluß extrem lachsreich und es wurde in großer Manier Fischfang betrieben. Die Zeiten sind mittlerweile vorbei. Nirgends steht allerdings warum. Also wurde es aus Umwelt- und Naturschutzgründen verboten, oder gibt es einfach keine Lachse mehr? Und wenn ja, warum sind sie verschwunden? Nach dem Sandstrand schlängelt sich der Weg auf ein Plateau hinauf, wo sich ein großer, uralter Friedhof befindet. Das Grabfeld Haereid aus der Eisenzeit ist das Größte in Westnorwegen. Hier befinden sich 350 Hügelgräber, die in der Zeit zwischen 400 – 1.000 n. Chr. angelegt wurden. Nach einem kurzen Stück, durch ein paar Häuser hindurch, kommen wir schnell an den Aussichtspunkt, von dem aus die anderen Gäste ihr Foto gemacht haben. 

Wir spazieren dann wieder durch Eidfjord zurück zum Schiff und sitzen dann noch herrlich auf unserem Balkon windgeschützt in der Sonne. Leider gibt es an Bord einen medizinischen Zwischenfall, so dass wir erst viele Stunden nach unserer eigentlichen Auslaufzeit ablegen können. Wir legen zumindest verspätet ab, und die Gangway ist noch lange ausgefahren und mit der örtlichen Polizei belegt. Morgen werden wir sicherlich trotzdem pünktlich in Bergen ankommen. Bei der AIDA, wie wahrscheinlich bei allen Schiffsreisen, wird nicht spitz auf Knopf geplant, sondern das Schiff ist mit reichlich zeitlichem Puffer unterwegs.