Über Nacht hat uns die AIDAmar durch den Nordfjord nach Olden gebracht und als heute früh die Sonne aufgeht, schauen wir auf schneebedeckte Berge, tiefblaue Gletscher und eben ein winzig kleines Städchen. Olden hat zwei Kirchen, weil die Norweger, was Kirchen angeht, immer ziemlich gut ausgestattet sind. Und ansonsten hat es noch eine Touristeninformation und zahlreiche Busse, die Touristen, die mit dem Camper oder mit dem Schiff kommen, zum oberen Teil des Gletschers oder ins Skigebiet transportieren können. Viel mehr gibt es nicht an Infrastruktur. Statt dessen gibt es Natur, soweit das Auge reicht. Die schneebedeckten Gipfel rund um Olden sind atemberaubend. Der klare, tiefblaue, Fjord ist der absolute Wahnsinn. 

Wir haben hier in Olden einen weiteren Kajakausflug gebucht. Wieder von daheim aus und wieder zur Bestpreisgarantie. Der Kajakausflug ist besser gebucht, als in Eidfjord und so bekommen insgesamt 20 Passagiere heute einen Trockentauchanzug und eine Einweisung. Die ist mit der in Eidfjord nicht zu vergleichen. Der Zeugwart und ich sind im Vergleich zu vielen anderen Teilnehmern bereits Kajakprofis. Der Guide merkt das und so bekommen wir zeitnah die Ausrüstung und werden mit einem Kajak ausgestattet. Im Gegensatz zur Einweisung, die wir in Eidfjord erhalten haben, wird hier kaum etwas erklärt. Wir wackeln uns deshalb eigenständig etwas zurecht und grooven uns mit unserem Kajak entsprechend ein. Der Nordfjord liegt platt wie ein See vor uns. 

Kein Vergleich zu heute früh, wo der Wind den Fjord hier in Olden noch mächtig aufgewühlt hatte. Beim Frühstück hatte ich einen Fensterplatz und mir wurde beim Anblick des mit Schaumkronen gespickten Wassers irgendwie mulmig zu Mute. Die Erinnerungen an die Heimfahrt auf dem Kajak in Eidfjord ist nämlich noch ziemlich präsent, während ich meinen Tee schlürfe. Jetzt, im Kajak drin, hat sich der Nordfjord total gewandelt. Von gekräuseltem Wasser kann keine Rede mehr sein. Die Sonne hat den Wind und die Wellen komplett vertrieben, was großartig ist. Wir paddeln dem Guide hinterher in Richtung Fluss, der den letzten Fjordausläufer hier markiert. Im Vergleich zu anderen Teilnehmern, sind der Zeugwart und ich extrem gut unterwegs. 

Dann paddel Du halt vor. 

Aus den Kajaks rund um uns herum ertönen die ersten Streitgespräche. Wir sitzen alle jeweils in einem Doppelkajak und dabei ist der Hintere immer der Steuermann. Derjenige, der vorne sitzt, paddelt einfach. Möglichst gleichmäßig und irgendwie auch nach Absprache. Grundsätzlich ist es ja immer gut, bei so einem Thema nach Absprache zu handeln. Während sich also manche Kajaks einfach nur drehen, oder andere in eine komplett andere Richtung abdüsen, als der Guide es vorgibt, paddeln der Zeugwart und ich einträchtig durch den Nordfjord und genießen die Aussicht. Die hohen Berge, die den Nordfjord umrahmen, sind einfach Blickmagneten. Gut, dass der Zeugwart bei uns der Steuermann ist und hinten sitzt. 

So kann ich beim paddeln den Blick schweifen lassen und alle Eindrücke aufsaugen. 

Natürlich mache ich dabei auch zahlreiche Fotos. Die Go Pro habe ich griffbereit vorne am Trockentauchanzug befestigt und kann sie, dank des Magneten in der Halterung*, schnell greifen. Natürlich kann ich sie auch genauso schnell wieder sicher befestigen, wenn es doch mal schaukelig wird. Nicht, dass es ohne Kamera in der Hand weniger schaukeln würde, aber so kann ich zügig mit paddeln und den Zeugwart entsprechend beim Vorwärtskommen unterstützten. Immerhin sitzen wir ja im Doppelkajak und da ist gemeinsam paddeln eben das A und O. So sollte es zumindest sein. 

Während wir also einträchtig paddeln und die Aussicht auf den Fjord genießen, erklärt uns der Guide, in dessen Nähe wir uns oft befinden, wieder das Ein oder Andere über Land und Leute. Was es mit den Tiefen der Fjorde auf sich hat und wann die Orcas das letzte Mal hier gewesen sind und wann sie voraussichtlich wieder kommen, erfahren wir außerdem. Bis der Guide eines der Kajaks in unserer Gruppe wieder einfangen muss. Manchmal bin ich mir nicht sicher, ob Teilnehmer bei so einer Tour nicht zuhören möchten oder die erhaltenen Anweisungen und Instruktionen einfach gar nicht verstehen. 

Kajak fahren ist ja grundsätzlich nicht besonders kompliziert. 

Möchte man zumindest meinen. Für Teilnehmer der heutigen Gruppe allerdings scheint Thematik doch wesentlich komplizierter zu sein, als ich sie mir vorstellen kann. Zumindest schaffen einige Teilnehmer es nicht die einfachsten Sachen umzusetzen. Teilnehmer an so einer Reise bieten eben einen guten Durchschnitt durch die Gesellschaft. Und da sind Dumme ja eben auch nicht allzu selten. Der Guide hier in Olden ist auf jeden Fall ziemlich froh, als er auch diese Teilnehmer wieder eingefangen hat. Wahrscheinlich ist er bei einer solch großen Gruppe eh Kummer gewöhnt. 

Wie schon im Eidfjord bilden wir auch hier eine Plattform und erhalten Erklärungen. Da der Guide seiner Gruppe die Vorgehensweise allerdings nicht vorab beigebracht hat, dauert es entsprechend lange, bis alle beisammen sind. Spontane Anweisungen auf dem Wasser umzusetzen scheint noch schwieriger zu sein, als Dinge zu verarbeiten, die an Land gesagt wurden. Als der Zeugwart und ich wieder an Land sind können wir nur staunen, wo sich weiterhin vor sich hindrehende Kajaks befinden. 

Wir entledigen uns der Trockentauchanzüge und spazieren zurück zum Schiff. Es ist frisch und wir sind leicht angeschwitzt, wie das eben so ist, wenn man paddelt. Da das kleine Örtchen Olden jetzt nicht zu weiteren großen Taten anregt, mache ich einen ausgiebigen Mittagsschlaf und der Zeugwart geht noch ein Ründchen um die zwei Kirchen spazieren. Nach weniger, als einer Stunde inklusive der Wege innerhalb des Schiffs und der Sicherheitskontrollen, ist er allerdings auch schon wieder zurück. Das scheint nun wirklich ein sehr kleiner Ort zu sein in dem wir hier angehalten haben. 

Unser Abendessen nehmen wir heute schon früh ein, einfach, weil ich total müde bin und mir ein Mittagsschlaf unter einer Stunde kaum ordentlich Erholung bieten konnte. Dann spazieren wir an der Bordunterhaltung vorbei und legen uns auf die Kabine. Ich kann dem Rumsitzen an einer Bar oder dem Zusehen von Shows nicht sonderlich viel Urlaubserholung abgewinnen, wenn ich müde bin. Also falle ich früh ins Bett. Und werde dann von einer Durchsage, gefühlt mitten in der Nacht, aber eigentlich nur gegen 22:30h aufgeweckt. 

Auf der Steuerboardseite sind Polarlichter zu sehen! 

Bitte! Was will man denn da wohl mehr? Etwas schlaftrunken wäge ich zunächst ab. Grüne Lichter sind jetzt nicht so das, was ich unbedingt sehen muss. Immerhin schlafe ich hier und unter meiner Decke ist es auch ziemlich angenehm warm. Dann aber ziehe ich mir doch meine Jacke an und trete auf den Balkon. Entgegen jedem anderen Menschen auf dieser Welt flippe ich beim Anblick der Polarlichter allerdings nicht aus. Sie erhellen den Himmel leicht grün und schweben, wie tanzende Geister, passend zur Jahreszeit, über dem Wasser. Natürlich ist das etwas besonderes und schön anzusehen. 

Ein tosender Wasserfall ist aber auch etwas besonderes, oder ein Wal oder ein Adler, der erhaben über dem Fjord schwebt. Ich finde es trotzdem schön, dass wir eine Durchsage bekommen haben und ich aufgestanden bin. Wo viele von Polarlichtern träumen, ich einige Menschen kenne, die Polarlichter auf ihrer Bucketlist stehen haben und die unbedingt mal sehen möchten, wäre es doof gewesen, wenn ich einfach weitergeschlafen hätte. Danke also an den Durchsager, der die frohe Botschaft in meine Kabine gebracht hat!

In einer Fragestunde einige Tage später berichtet uns der Kapitän übrigens, dass sich jemand über genau diese Durchsage in seiner Kabine beschwert hat. Auch da kann ich, ähnlich wie heute bei den Kajaks, nur über die Dummheit der Menschen staunen. Sehr beachtlich!