Mittlerweile ist der Wings for Life World Run fast schon ein traditioneller Eintrag in meinem Laufkalender. Nicht, dass ich da wirklich einen hätte, aber doch gebe ich mir immer Mühe, dass der nicht vorhandene irgendwie zum Wings for Life World Run Termin passt. Der Lauf ist immer Anfang Mai und auch in diesem Jahr findet der Lauf offiziell ausschließlich als App- Lauf statt. Das war coronabedingt auch schon im letzten Jahr so. Wir waren ja auch mal vor Ort in München, aber ich muss sagen, der Lauf direkt vor der Haustür, ohne Menschenmassen, hat was Positives.

Mir gefällt daran vor allem, dass man nicht ewig dicht gedrängt in einer Startaufstellung herumstehen muss, bis es los geht. Wenn man dann später fertig ist, mit dem Lauf steht man auch nicht noch ewig irgendwo rum, bis die anderen Teammitglieder zurück sind, sondern man ist daheim. Kann gleich ausreichend trinken oder duschen. Ich finde der App-Run zu Hause hat wirklich viele Vorteile. Außer natürlich die Gesellschaft. Die ist beim Lauf vor Ort deutlich umfangreicher vorhanden. Hier zu Hause habe ich den Zeugwart. Der begleitet mich heute, dank seiner Sportverletzung, auf dem Rad. 

Ob er wohl so langsam Rad fahren kann, wie ich laufe? Das halte ich ja für eine Kunst. Aber gut. Der Zeugwart auf seinem Rad und ich in meinen Laufschuhen. Wir stehen mit der App Unterhaltung, die Frank Buschmann spricht, an meinem ausgewählten Startpunkt. Ich laufe heute eine leicht abgewandelte Runde, im Vergleich zu den letzten Jahren. Heute ist nämlich Sommer. Also genau einen einzigen Tag ist es warm und sonnig. Passenderweise an einem Sonntag. Aber das wird dazu führen, dass das Feld, wo meine Laufrunde die letzten Jahre vorbei lief, mit Menschen bestückt ist.

Zwar passt ein Läufer immer noch durch, auch wenn viele Spaziergänger unterwegs sind, aber herausfordern muss man es nicht. Bei uns laufen gerne viele Menschen nebeneinander, weil das Treffen mit einem weiteren Haushalt dann eben zu viert oder fünft nebeneinander, statt in Pärchen hintereinander abgehalten wird. Da wird es auf einem Weg dann auch schon mal eng. Bis sich außerdem solche Spaziergängerketten aufgesplittet haben, erfordert es immer etwas Zeit. Keiner rechnet bei uns damit, dass noch anderen Leute kommen, die auch den Weg benutzen möchten. 

Meine Laufstrecke heute ist also eine andere, als die letzten Jahre und mit dem Countdown drücke ich den Startbutton in der App, packe mein Handy weg und los geht’s. Ich laufe flüssig und alles fühlt sich gut an. Frank Buschmann kommentiert immer mal wieder wie ich so unterwegs bin und ich muss dabei wirklich lachen. Er behauptet, dass er Superheld und Rakete im Netz gesucht hat und überall mein Bild aufgeploppt wäre. Herrlich. Leider ist es heute wirklich sehr heiß. Ich fühle ich außerdem durch das Catcher Car eher gestresst als motiviert. 

Wegen der Hitze mache ich ein paar Gehpausen. Und wahrscheinlich auch, weil mich die Situation stresst. Letzte Woche war ich wirklich deutlich lockerer unterwegs. Aber gut, das Wetter kann man sich bei so einem Lauf eben auch nicht aussuchen. Der Zeugwart reicht immer mal wieder Wasser an, was großartig ist. Wir freuen uns ansonsten auch über jeden Schatten auf der Strecke. Die Unterhaltung ist wirklich gut gemacht. Buschi meldet sich regelmäßig mit lustigen Sprüchen, es gibt ein paar Interviews zum Thema Querschnittlähmung und natürlich die regelmäßigen Kilometerangaben. 

Du bist die Elite Deiner Spezies.

Frank Buschmann beim Wings for Life World Run 2021

Das finde ich einen weiteren Vorteil des Laufs mit App und nicht vor Ort. Als ich in München gelaufen bin, gab es eben jeden Kilometer ein entsprechendes Schild. Weitere Unterhaltung bleibt aber natürlich aus. Der Wings for Life Lauf mit der App ist deutlich kurzweiliger. Ich habe trotzdem das Gefühl, als würde es heute eine halbe Ewigkeit dauern, bis mich das Catcher Car einsammelt. Die rollende Ziellinie fährt nach über 9 km an mir vorbei, was ein großer Erfolg ist. Wäre es nicht so warm gewesen und hätte ich keine Gehpausen gemacht, wäre ich natürlich noch deutlich weiter gekommen. 

So bin ich nun einen guten Kilometer weiter gekommen als letztes Jahr, was auf jeden Fall ganz prima ist. Die letzten 5 km wieder zurück nach Hause trabe und gehe ich im Wechsel. Der Wald wird jetzt hier wieder zurück in der Nähe der Parkplätze auch wieder voller. Die Menschen fahren gerne bis direkt ran an den Wald und halten sich dann auch nur weiter in der Nähe auf. Wirklich große Runden spaziert am heutigen Muttertag keiner. Wahrscheinlich, weil das Kresseherz noch übergeben werden muss?