Nachdem ich gestern spät daheim war, schlafe ich heute etwas länger. Allerdings ist mein Körper auf frühes Aufstehen programmiert und so bin ich immer noch deutlich früher wach, als andere Langschläfer. Ich frühstücke Rührei mit Gemüse und habe das Gefühl, dass mich das so viel mehr satt macht, als jedes Croissant, dass ich in Nizza hätte finden können. Rühreier sind dort zum Frühstück gar nicht gefragt. Für mich ist das heute eine tolle Basis, für meinen Lauf. Mein Weg führt heute über die 8km Runde, so ist mein Plan.

Mal sehen, wie viele Kilometer ich heute am Stück unterwegs sein kann. Ich lasse es zu Beginn des Laufes offen, aber ich bin guten Mutes. In Nizza habe ich kurze Läufe gemacht und ein paar Treppenläufe, weil die eben auf dem Weg lagen. Ich glaube, ich schaffe heute richtig lange am Stück! Nachdem ich das Bananenbrot aus dem Ofen geholt habe, ziehe ich mich an und bin auch gleich unterwegs. Ich drehe eine Schleife durch das Feld, ehe ich mich auf den Weg begebe, den ich eigentlich laufen wollte. Es ist kühl, aber sonnig und das Laufen fühlt sich prima an. Allerdings ist das nur so zwei Kilometer der Fall.

Große Pläne

Dann schmerzen meine Füße. Es ist nicht gut auszuhalten. Irgendwie sind die Socken heute nicht die richtige Wahl gewesen. Ich beschließe, dass es eben doch kein langer Lauf wird. Ganz einfach. Manchmal muß man einfach flexibel sein und die Pläne umwerfen, wenn es eben nicht anders geht.

Ich laufe noch ein Stück geradeaus und biege dann in den Wald ab. Hier bin ich schon oft entlang gelaufen. Der Weg ist toll. Ich kenne ihn wirklich gut und trabe so einfach vor mich hin. Heute geht das wirklich prima. Wahrscheinlich wieder nicht flott, aber kontinuierlich zumindest. Ich bin froh, dass da vorne die Straße ist und überlege, dass ich dann auch wirklich auf direktem Weg heim laufen werde. Da könnte man zwar noch einen Schlenker machen, aber der kommt nicht in Frage.

Kommt mir das hier weiterhin bekannt vor? Nein.

Wo bin ich denn hier überhaupt? Am Anfang war mir klar, dass das der richtige Weg ist, aber jetzt? Ich müsste längst an der Straßen sein! Hier mache ich irgendwas falsch. Oder vielleicht auch genau richtig? Die Luft ist herrlich und ich jogge die ganze Zeit. Es geht mal hoch, mal runter, der Waldboden ist toll und ab und an sieht das hier richtig nach Trail aus. Die Waldarbeiter sind damit beschäftigt, den Wald etwas gegen den anstehenden Sturm vorzubereiten, der uns morgen bevorsteht.

Ich weiß immer noch nicht genau, wo ich bin. Das gute aber an unserem Wald ist, dass man nicht wirklich verloren gehen kann. Die vielen Wege, die hier durchgezogen sind, führen alle irgendwie entweder in den einen Ort, auf eine Straße, oder in den anderen Ort. Viel weiter kann man nicht. Und einfach so entlang zu traben, ohne genau zu wissen wo lang, hat definitiv etwas.

Der verkürzte Lauf, weil mir die Füße weh tun, ist zu einem waschechten Traillauf geworden. Der Wald bietet sandige Stellen, Äste auf den Wegen, Schlamm und Pfützen. Es gibt viel Abwechslung auf meinem Weg und erfreulicherweise tut mir auch nichts mehr weh. Was ein toller Nebeneffekt. Ich trabe und trabe und entdecke wirklich viele neue Stellen in unserem Wald. Richtig schön ist es hier.