Manchmal ist selbst der motivierteste Sportler müde, geschafft oder angeschlagen. Es war zu erwarten, dass meine Laufeinheiten auf Kurz oder Lang eben auch mal nur auf das Nötigste beschränkt werden. Wenn man ein Streakrunner sein möchte, dann gibt es ein klares Regelwerk derer, die es irgendwann mal festgelegt haben. Wenn man täglich mindestens eine Meile unterwegs ist, dann bleibt man dabei. Der sogenannte Streak, also das Dauerhafte, bleibt erhalten.

Wenn man pausiert, beginnt die Dauerhafte Phase eben von vorne.

Streakrunner sind diesbezüglich sehr streng und es ist jedem wichtig, dauerhaft dabei zu sein. Denn es ist ja wirklich so, dass man die geforderte Meile wirklich meistens irgendwie reinquestschen kann. Top Streakrunner laufen seit Jahren. Jeden Tag. Ohne Aussetzer. Das ist irgendwie verrückt. Und natürlich laufen sie meistens deutlich mehr als nur eine läppische Meile.

Aber die Meile ist der Notanker.

Wenn man also wirklich gar nicht laufen kann, dann ist eine Meile – so die Regelwerkersteller- eben das, was man auf jeden Fall hinbekommt. Eine Meile sind 1,6 Kilometer. Das kann man wirklich immer schaffen, außer man ist auf einem extrem langen Flug. Und selbst dann schafft man wahrscheinlich über die Flughäfen dieser Welt eine beträchtliche Anzahl an Metern. Ob das dann wirklich als Streakerhaltung zählt? Also als Das Nötigste?  Ich weiß es nicht.

Wahrscheinlich muß ich mir darüber ja auch nicht so viele Gedanken machen, denn ich variiere meine Lauferei ja sowieso höchstwahrscheinlich absolute Regelunkonform. Ich renne nicht nur, sondern, ich walke auch. Ich binde Lauf ABC mit ein und manchmal richtig lange Strecken. Sogar die stramme Wanderung mit den Tricampern habe ich dazu genommen, und als Bewegung gezählt.

Heute früh schaffe ich auch wirklich nur etwas mehr als die Meile.

Mehr ist nicht drin. Ich bin erneut komplett durchnässt, als ich den ersten Meter vor die Tür getreten bin, und der Rezeptionist bestätigt mir vorher noch kurz, dass er gleich schon mal ein Handtuch besorgen wird. Er ahnt, dass auch dieser Hamburger Lauf am frühen Morgen für mich vollkommene Durchnässung bringen wird. Diese Regenjacke ist auch heute mal wieder Gold wert und auch die Kappe war eine kluge Sache, als ich meinen Koffer gepackt habe. So bleibt das Gesicht wenigstens im oberen Teil trocken.

Mein Weg führt mich heute in eine andere Richtung und ich freue mich wirklich, wenn der Regen mal etwas weniger wird. Heute kommt auch noch ordentlich Wind dazu und ich glaube, dass der Regen eigentlich nicht mehr oder weniger stark ist. Ich glaube, dass der Wind ihn mir mal mehr und eben auch mal weniger stark entgegen bläst. Und so denke ich automatisch, dass es der Regen ist. Wenn ich aber gegen die Straßenlaterne schaue, hoch, ins Licht, dann sehe ich den Regen gleichmäßig prasseln. Aber wenn ich durch eine Böe laufe, dann bekomme ich eben mehr Regen ab, als wenn es kurz windstill ist.

Hamburger Wetter

In Hamburg ist es ja selten wirklich komplett windstill. Ich habe das Gefühl, dass der Norden immer mehr wind hat, als wir, in der Mitte. Und heute früh ist das ganz sicher der Fall. Das kann mir keiner erzählen, dass es in Frankfurt auch nur ansatzweise so schüttet, und noch diese Wind hat. Will mir auch keiner erzählen. Es ist nämlich sowieso keiner auf der Gasse, während ich hier entlang trabe. Die Runde passt von der Wegstrecke her ziemlich gut in die Meile. Das Nötigste für den heutigen Lauf.

Und weil der Rezeptionist einfach einer der coolsten auf dem Planeten ist, liegen die Handtücher schon bereit, als ich komme und sogar Wasser steht daneben. Man könnte meinen, dass ich das bereits draußen genügend hatte, aber ich freue mich wirklich sehr über das Getränk.