Der September meint es wettertechnisch wirklich gut mit uns, so scheint es mir zumindest. Unser Urlaub ist gestern mir einer kleinen Radrunde in Wiesbaden gestartet und heute soll es weitergehen. Erst widmet sich der Zeugwart noch ein paar technischen Themen, die mit unseren Rädern zu tun haben. Natürlich. Neues Zeug, wozu auch die Räder gehören, gefallen dem Zeugwart.  Dann ziehen wir uns um, und machen uns auf den Weg. Wohin wir fahren? Wir haben eine grobe Richtung. Zumindest glaube ich das. Unser Plan geht in den Süden, passend zur Temperatur. Im Grunde fahren wir aber einfach erst mal los. Das ist großartig und genau mein Ding zum Abschalten.

Ich muß nirgends sein, ich muß nirgends hin, ich fahre einfach. Ob schnell, ob langsam ist egal. Genau, wie es eben fährt, wie es sich anfühlt und wie wir es machen, ist es richtig.

Wir pedalieren los und haben erst mal mit Geräuschen an den Rädern zu tun. Klappert da was? Gibt’s da ein schleifendes Geräusch? Der Sattel könnte noch weiter raus. Da quietscht es doch? Nein, das war ein Vogel. Oder doch das Rad? Wir verstellen meinen Sattel noch ein bisschen und dann geht’s auch schon weiter. Auf dem Weg, der asphaltiert ist, tummeln sich die Menschen. Da wir aber sowieso abseits der Menschen und abseits der geteerten Wege unterwegs sein möchten, biegen wir einfach ab in den Wald. Mein Gefühl sagt mir, im Wald geht’s dann rechts, aber wir fahren links. Es ist schön hier. Wir sind noch gar nicht weit gefahren, aber ich glaube nicht, dass ich schon mal hier war.

Hier gibt’s einfach so viel Natur, das ist ja wirklich beeindruckend. Ich bin total erstaunt, wo wir hier rauskommen aus dem Wald. Diese Straße kenne ich nämlich. Wir fahren ein kurzes Stück auf einem Seitenstreifen und biegen dann schon wieder in den Wald ab. Sobald der Boden schottrig wird, habe ich mit meinem Gravelbike so richtig Spaß. Wir fahren durch sandige Strecken und durch richtig ausgewaschene Passagen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt ein ungutes Gefühl. Und sogar, als der Zeugwart so eine wirkliche steile Rampe mit losem Untergrund ansucht, weil es oben ganz sicher etwas zu sehen gibt, fahre ich einfach so hinterher.

Ohne Fluchen und ohne Murren. Ich fahre einfach. Es ist keine rasende Geschwindigkeit, die ich an den Tag lege, aber darum geht es natürlich auch nicht beim Graveln. Entscheidend ist, dass wir einfach so hier hochfahren und dann auch wieder runter und über den nächsten sandigen Bereich wieder in den Wald hinein. Über diese Forstwege fahren seltener Leute drüber, als über die Waldautobahnen, die Spaziergänger und wir mit unseren Crossern sonst nehmen. Durch diesen Wald hindurch kommen wir direkt nach Rodgau und von dort aus drehen wir eine Runde und fahren in Richtung Seligenstadt.

Nachdem wir von Seligenstadt ein Stück am Main entlang gefahren sind, lockt uns eine der besten Eisdielen, die wir kennen und wir biegen nach Hainburg ab. Hier ist eine Schokokussfabrik, die im Sommer mit einer Eisdiele aufwartet, die ihresgleichen sucht. Absolut empfehlenswert und hier in der Region richtig beliebt. Der Zeugwart stellt sich für uns an und ich setze mich auf eine Bank in die Sonne und betrachte meine dreckigen Beine und noch dreckigeren Schuhe. Wir haben uns heute im Wald wirklich respektabel eingesaut. Gravelbike fahren heißt nicht, dass man sauber zurück kommt.

Statt also unseren Urlaubstag in der Weltmetropole New York City zu verbringen, graveln wir durch den Wald und genießen jede Kurbelumdrehung. Wir haben nach der Eisdiele noch ein bisschen Wald vor uns und gerade diese altbekannten Strecken, die ich mit dem Crosser regelmäßig gefahren bin, fahre ich jetzt komplett anders. Mehr Geschwindigkeit, mehr Sicherheit und ein deutlich besserer Überblick dank perfekter Sitzposition. Ich fahre außerdem aufrechter, was für meine Schulter sehr viel angenehmer ist, als zu lang gestreckt. Einfach richtig gut. Erst am späten Nachmittag sind der Zeugwart und ich wieder zu Hause und können den Dreck von den Rädern und von den Athletenkörpern abwaschen.