Mit Michi von Thoma Sports haben wir uns für heute um 10:45h verabredet und sind auch überpünktlich vor Ort. Deshalb stehen wir erst noch ein bisschen vor dem Laden herum. Wir sind ja quasi noch nicht wirklich dran. Aber für die Herren von Thoma Sports ist das kein Thema. Wir werden gleich begrüßt, als wären wir alte Bekannte und der Zeugwart bekommt sein Rad sofort gezeigt. Mein Rad war bis gestern noch in Schweden im Urlaub und kommt heute quasi den ersten Tag wieder zur Arbeit. Die Einweisung und Einstellung der Räder geht so professionell vonstatten, genau, wie im letzten Jahr. 

Mir ist das auch ehrlicherweise ganz recht, dass ich noch eine Proberunde drehen kann, denn wie das E-MTB so funktioniert, das habe ich sicherlich größtenteils schon wieder vergessen. Aber nach ein paar Runden über den Platz vor dem Laden kommt die Erinnerung zurück. Wir haben Michi wieder ganz für uns alleine gebucht. Natürlich ist es kostengünstiger, wenn man in einer Gruppe fährt, weil man den Guide nicht alleine zahlen muss. Allerdings muss ich mich dann in meinem Urlaub eben auch nach der Gruppe richten. Ich finde, das Geld für die Tour mit Michi alleine ist sehr gut investiert.

Guide sein kann nicht jeder

Letztes Jahr war das schon der Fall und als wir heute losfahren und seine Hinweise zur Streckenbeschaffenheit und wann ich sinnvollerweise wie schalte, weil er den Weg eben kennt und ausgearbeitet hat, kommen, weiß ich, dass wir auch heute wieder absolut richtig gehandelt haben. Rechtzeitig anzuzeigen, was wann kommt, zu wissen, ob man den Weg gleich besser rechts oder links hochfährt und anzusagen, wie der nächste Anstieg am besten zu nehmen ist, das ist schon eine Kunst. Ein guter Mountainbikeguide zu sein erfordert so viel mehr, als selbst Mountainbike fahren zu können. 

Die Strecke heute führt von Titisee nach Lenzkirch und wir bekommen gleich noch ein paar Wandertipps vom Einheimischen mit auf den Weg. Die Wege heute sind gut gemischt, von breiten Forstwegen, Waldautobahnen, bis hin zu gut befahrbaren Trails und richtig unwegsamem Gelände ist wirklich alles dabei. Es geht steil nach oben und auch wirklich extrem steil nach unten. Ich bin froh, dass ich von letztem Jahr noch einiges an Fahrtechnik im Kopf habe. Ohne Michi, davon bin ich überzeugt, hätten wir diese Wege allerdings nie ausgewählt. 

Es ist für mich auch immer noch eine Überwindung, von einem breiten Waldweg einfach abzubiegen und den Hang eben quer hinunterzufahren. Auch, wenn das ganz klar geht, denn auf einmal biegt der Michi rechts ab und wir zwei fahren schwupp die wupp hinterher. Niemals hätten wir das ohne ihn gemacht. Die kleinen Trails, die wir nutzen, sind einfach toll. Sie lassen sich von mir größtenteils ohne Probleme fahren und nur zwei Mal stoppt mein Kopf den Flow, wie man die flüssige Fahrerei hintereinanderweg so beim Mountainbiken nennt. 

Mentale MTB Stärke

Und wenn es im Kopf nicht passt, dann kann auch der beste Lehrer nichts ausrichten. Ich lege mich in meinem schönen dunkelblauen MTB Outfit also einmal auf kurzem Dienstweg in die Heidelbeeren, weil ich statt einfach das zu machen, was mir der Michi sagt, bremse. Wie bescheuert. Aber eben nicht zu ändern. Sicherlich habe ich morgen ordentlich blaue Flecken, aber jammern bringt jetzt auch nichts. Immerhin sind die Heidelbeeren jetzt platt und ich sitze auch schon wieder auf dem Rad. Gelernt habe ich auf jeden Fall dabei. Ob es für eine Umsetzung beim nächsten Mal ausreicht, werden wir dann sehen. 

Wir kommen an der Rothaus Brauerei raus und kehren dort im Biergarten ein. Hier haben wir ungefähr Halbzeit der heutigen Strecke. Der zweite Teil der geplanten Runde geht durch den Wald von Rothaus zum Schluchsee und dann zurück nach Titisee. Zu meiner großen Freude weist der Michi uns extra darauf hin, dass wir bei den nun folgenden Bodenwellen bitte die Reifen reindrücken sollen. Statt darüber zu springen. Klar. Als würde springen für mich auch nur ansatzweise infrage kommen! Wirklich sehr amüsant, der Michi. Haben wir die Trails, außer meinen Heidelbeerausflug, wirklich so gut gemeistert? 

Wir klettern auf der 50-km-Runde über Rothaus am Schluchsee vorbei nach Titisee zurück über 1.000 Höhenmeter. Die Ausblicke sind der Wahnsinn und die Trails, wir genutzt haben, sind gut fahrbar gewesen. Auch der, bei dem ich mir die Heidelbeeren von Nahem angeschaut habe. Da war einfach nur eine Stufe drin, die mein Kopf vollkommen überspitzt bewertet hat. Totaler Quatsch war das, denn der Rest der heutigen Trails war vor dem Heidelbeerzwischenfall und auch im Anschluss technisch viel schwerer.  

Michi bringt uns wieder wohlbehalten nach Titisee zurück und am Laden angekommen verabreden wir uns gleich wieder für morgen. Der Rest der Woche sieht nämlich nicht ganz so prima vom Wetter her aus. Also nutzen wir morgen noch mal für eine gemeinsame MTB Tour. Michi ist diesbezüglich erfreulich flexibel. Da es ab dem Nachmittag regnen soll, treffen wir uns morgen schon eine Stunde früher.