Die Physiotherapeutin meines Vertrauens hat Urlaub. Wohlverdient natürlich, das ist auch klar, aber eben Urlaub. Sie ist also nicht da. Da ich noch einen Wellnessmassage-Gutschein aus einer anderen Praxis habe, vereinbare ich für heute einen Termin. Wellnessmassage ist natürlich etwas vollkommen anderes, als Physiotherapie. Das ist auch klar. Allerdings könnte man auch nach dem Motto „besser als nichts“ vorgehen und so mache ich es auch. Mein Termin ist heute Mittag und das passt hervorragend mit dem Wetter zusammen, sodass ich mit dem Rad zur Massage fahren kann. Ich nutze dafür wieder meine Newlooks Tasche. Die hat eben einfach eine richtig gute „Arztbesuch“ oder Massage – Größe. 

Ich habe natürlich ein Handtuch dabei und mein Schloss. Und schon geht’s los. In der Inspektion, in der mein Rad kürzlich war, habe ich neue Handgriffe montieren lassen. Die habe ich mir am sQlab Stand auf der Eurobike ausmessen lassen und dann wurden die bei Velozeit gleich mit der Inspektion in einem Aufwasch montiert. Die ursprünglichen Griffe fanden meine Handgelenke nicht so angenehm. Meine neuen Griffe sind für meine Hände und Handgelenke viel angenehmer. Sie sehen allerdings auch mehr nach alte Frau und Gemütlichkeit aus. Für mein Alltagsrad also genau das richtige. 

Das Einschätzen von der Zeit, die ich für bestimmte Entfernungen mit dem Rad brauche, fällt mir immer noch schwer. Verrückt. Lange Entfernungen kann ich zeitlich viel besser einschätzen, als kurze. Und dass ich mit dem Auto genauso lange oder manchmal sogar länger brauche, als mit dem Rad, das ist für mich auch noch etwas schwer zu verstehen. Die Radinfrastruktur ist bei uns zwar absolut ausbaufähig, aber man kann als Radfahrer dem Autoverkehr oftmals gut ausweichen und baulich getrennte Wege nehmen. Das macht die Fahrerei sicherer und natürlich für beide Seiten, also Autofahrer und Radfahrer, schneller. Wahrscheinlich fällt mir das Einschätzen des Zeitbedarfs deshalb oft schwer, wenn ich mit dem Rad kurze Strecken fahre? Weil ich eben nicht dort entlang fahre, wo ich auch mit dem Auto fahren würde. 

Bei der Massage, in der anderen Physiotherapiepraxis, bin ich deshalb viel früher, als ich müsste. Ich habe gute 10 Minuten Puffer, schließe in Ruhe mein Rad an und schau mich ein bisschen um. Am Briefkasten steht ein Schild „Das hier ist ein Briefkasten.“, der Parkplatz ist gerammelt voll und ich bin froh, dass ich das Rad genommen habe. Für mein Auto wäre hier gerade gar kein Platz. Die drei Radständer dagegen sind leer.  Wie passend. Als ich die Praxis betrete, ist hier nichts los und ich kann direkt in den Behandlungsraum gehen. Wo sind die ganzen Autofahrer? Interessant. Während der Massage erfahre ich alles, aus dem Leben der Therapeutin. Ich erfahre auch alle Streitigkeiten innerhalb der Praxis, Probleme von Patienten und wie ihr Urlaub war. 

Es ist ein bisschen, wie es oft beim Friseur ist. Es wird ohne Punkt und Komma geredet. Irgendwie drifte ich gedanklich trotzdem manchmal ein bisschen ab. Es ist nämlich nicht so, dass die Therapeutin unbedingt eine Rückmeldung braucht. Das ist ziemlich gut, denn wie mein Urlaub war, würde ich ihr nicht erzählen wollen. Warum auch? Die Massage ist ganz angenehm und nachdem ich mich angezogen habe, spaziere ich zurück zu meinem Rad. Das hat mittlerweile Gesellschaft von einem E-Roller und einem weiteren Rad bekommen. Ich schließe es ab, verstaue alles in meiner Radtasche und fahre locker flockig durch verkehrsarme Bereiche zurück nach Hause. Heute ist nämlich laut Trainingsplan Ruhetag. 

Aber eine Alltagserleidung mit dem Fahrrad zu machen, dagegen spricht laut dem Coach nichts. Geringe Entfernungen zählen wahrscheinlich einfach gar nicht. Fürs Training nicht. Aber um mein Alltagsrad zu nutzen, zählen sie absolut. Es ist ja viel besser sowas mit dem Rad zu machen, als mit dem Auto. Für die Umwelt, für mich, für die Parkplatzsuche und letztendlich auch oft zeitlich. Ich glaube, heute hätte ich mit dem Auto genauso lange gebraucht.