Nach dem großen Laufreinfall gestern steht für heute ein lauftechnischer Ruhetag auf meinem Garmin Trainingsplan. Und was machen wir da sinnvollerweise? Natürlich fahren wir Rad. Gravelbike um es mal genau zu nehmen. Auf der Website des Regionalparks Rhein-Main haben wir noch ein paar weitere Sehenswürdigkeiten gefunden, die es sich anzusehen lohnt und so ist unsere Runde auf Komoot heute flott zusammengestellt. Wir wollen uns heute ein Keltendenkmal ansehen, das an der Bulau zu finden ist. Dann steht noch ein besonders hübscher Seerosenweiher und ein alter Steinbruch auf dem Plan und ein Gedenkstein an den letzten Wolf im Dietzenbacher Wald. Und das Hauptziel soll die Stangenpyramide in Dreieich sein, von der man die Skyline von Frankfurt sehen kann.

Erwartungen an meine App

Nachdem wir die Räder erst mal aufpumpen und dann feststellen, dass mein Radcomputer nicht voll geladen ist, starte ich die Navigation. Ich nutze die Komoot App heute am Telefon, weil ich die Hoffnung habe, dass mir die freundliche Stimme auch die Sehenswürdigkeiten ansagt. Die App sagt mir die Richtungen an und wann ich abbiegen soll, also wäre ja auch drin, dass sie mir mitteilt, wenn es eben so etwas tolles, wie die Stangenpyramide zu sehen gibt. Schon bei der ersten Sehenswürdigkeit stelle ich fest, dass meine Erwartungshaltung hier wohl zu hoch war. Die Navigation führt uns zwar in die entsprechende Feldschneise hinein, aber wenn ich mit richtig Geschwindigkeit hier unterwegs wäre, hätte ich das Denkmal glatt verpasst.

Den 50. Breitengrad kenne ich natürlich aus Mainz, immerhin bin ich dort aufgewachsen und war gefühlte 20 mal im Erdkundeunterricht auf Erkundungstrip in der Stadt. Wir sehen den 50. Breitengrad heute zweimal. In Rödermark Waldacker hat man ihm ein ordentliches Denkmal inklusive „Reise durch die Klimazonen“ gesetzt und in Dreieichenhain gibt’s einfach nur einen beschrifteten Sandstein. Immerhin. Den finden wir allerdings auch ausschließlich deshalb, weil ich die Ansage des Navis fehlerhaft interpretiere und abbiege, statt geradeaus weiter zu fahren. Also man muß wirklich ordentlich auf die Umgebung achten, wenn man mit Komoot unterwegs ist. Oder sitzt das Problem vor der App? Das finde ich jetzt während der Tour leider nicht heraus.

Immer noch breit genug

Wir entdecken heute wirklich super coole Wege. Teilweise hat sich hier schon viele Wochen keiner mehr hin verirrt. Die Natur ist drauf und dran sich den Weg zurückzuerobern. Zumindest sieht es vom Bewuchs her so aus. Allerdings kann der Weg noch ein gutes Stück schmaler werden, bis wir hier nicht mehr durch passen. Außerdem fahren wir heute in Dreieich Buchschlag im Villenquartier auch durch unsere erste Fahrradstraße. Ich weiß gar nicht, was man hier machen muß, fahre aber zur Sicherheit einfach mal direkt in der Straßenmitte. Da hier sowieso kein Auto unterwegs ist, interessiert es aber auch keinen. Wäre interessant zu erfahren, ob die Porsches, Maseratis und Bentleys die hier so in den Auffahrten rumstehen, tatsächlich einem Fahrradfahrer die Straße überlassen.

Im Dietzenbacher Wald besuchen wir den Gedenkstein an den letzten Wolf, der hier im Wald erlegt wurde. Auch den entdecken wir nur zufällig in einer sandigen, schottrigen Abfahrt. Der Zeugwart hat den großen Stein angekündigt und ich sehe den nur im Wald aus den Augenwinkeln. Erfreulicherweise kann ich mit meinem Gravelbike gut bremsen und stehe perfekt vor der Kunsthaltestelle, die Dietzenbach hier täglich von 0-24h geöffnet hat. Natürlich lesen wir kurz die Beschriftungstafel, ehe es weiter geht.

Idylle im Wald

Wir entdecken noch einen toll bewachsenen Seerosenteich mitten im Wald und beobachten ein paar schwimmende Frösche. Richtig beschaulich ist es hier. Die Strecke führt uns durch die Altstadt von Dreieichenhain. Hier könnte man fast annehmen, dass Corona nur noch in der Erinnerung der Menschen an einen sozial zurückhaltenden Sommer existiert. Im Vorbeifahren bekommt man nur einen halbfertigen Eindruck, aber dass hier laute Musik gespielt wird und man sich das Oktoberfest direkt in die Altstadt geholt hat, das bekomme ich gut mit. Ein Grund mehr um Gas zu geben. Für ein Foto halten wir am Rande der Altstadt aber noch mal an. Hier pumpt der Zeugwart sein Hinterrad erneut auf. Vor ein paar Kilometern ist ihm nämlich aufgefallen, dass das Hinterrad platter ist, als zum Anfang.

Da der Zeugwart aber beim Graveln Tubeless Reifen fährt, also Reifen, ohne Schlauch, brauchen wir den auch nicht zu wechseln. In seinen Reifen befindet sich eine Dichtmilch, die so eine kleine Verletzung des Mantels schnell und zuverlässig abdichtet. Ein Schlauchwechsel hätte uns jetzt auch nichts ausgemacht, weil wir heute sowieso nichts anderes vorhaben, als zu radeln. Allerdings ist es so natürlich deutlich bequemer. Als Kaffeepause machen wir heute übrigens halt im Freiluft Café in Dreieich Offenthal, in dem wir uns ein Stück Mandelkuchen genehmigen. Praktisch wie auf Mallorca, nur ohne Meer, aber ähnlich lecker. Mandelkuchen ist für Radler ja die perfekte Zwischenstärkung.

Sehenswert!

Ein absolutes Highlight dieser Tour ist mal wieder der Blick auf die Skyline von Frankfurt. Und dann taucht auch flott die Stangenpyramide auf, die vom Regionalpark Rhein-Main Team hier in Dreieich errichtet wurde. Der Blick auf den derzeit wegen Brandschutzmängeln gesperrten Messeturm ist atemberaubend. Ein wirklich tolles Bauwerk ist diese Stangenpyramide und ich kann verstehen, warum sie als Sehenswürdigkeit gilt. Richtig toll! Nicht nur der Dietzenbacher Wald ist voller Entdeckungen… im gesamten Rhein-Main Gebiet gibt’s so tolle Stationen. Diese Radausfahrt hat uns wirklich mal wieder ordentlich etwas geboten. Ich bin ziemlich zufrieden, dass wir mit den Gravelbikes gefahren sind und nicht mit den Crossern. Die verschiedenen Untergründe waren absolut Gravelbike würdig.