Freitag Abend zu trainieren war früher ganz normal, weil wir unser Vereinstraining vom damaligen Verein immer freitagabends hatten. Mittlerweile ist das nicht mehr so normal, weil es den Verein ja nicht mehr gibt und wir die letzten Monate vorher eh immer nur zu viert geschwommen sind. Das war pures Luxusschwimmen damals, ist mittlerweile aber auch schon wieder richtig lange her. Heute steht ein Yogaprogramm in meinem Trainingsplan und ein Schwimmtraining. Klar, weil ich an einem Freitag ja ruhig auch mal zwei Trainingseinheiten machen kann. Kein Problem.
Der Coach denkt sich einfach, dass das eine gute Idee ist. Ist es garantiert auch. Der Coach hatte bisher noch keine wirklich dumme oder schlechte Idee. Zwar lesen sich seine Eintragungen nicht immer sehr glorreich, aber wenn ich das Training dann so absolviert habe, dann fühlt es sich top an. Das ist wahrscheinlich so ein Trainergeheimnis? Für heute plane ich nach Feierabend beide Trainingseinheiten ein. Die Yogaeinheit mache ich auf der Matte daheim. Dann will ich mich umziehen und ins Schwimmbad fahren.
Beim Yoga dehne ich mich einmal komplett durch. Mady Morrison hat da tolle Videos online gestellt und so wähle ich mir ein zeitlich passendes aus und lege los. Mein Dehnprogramm habe ich diese Woche stark vernachlässigt. Und das, obwohl der Coach es nach jeder Einheit in den Plan geschrieben hat. Aber ich habe nur mal so halbherzig ein bisschen gedehnt. Das ist nicht so sinnvoll gewesen. Ich merke die Verspannungen deshalb heute wirklich ausgiebig. Gerade nach so Einheiten wie den gestrigen Bergsprints sollte ich mich wirklich an das anschließende Dehnprogramm halten.
Wann ist das Lotterleben eingezogen?
Die Yogaeinheit kann das Dehnen gleich nach den Einheiten nicht ersetzen. Das bilde ich mir auch gar nicht ein. Aber sie ist natürlich besser, als gar nicht zu dehnen. Stolz bin ich auf meine Faulheit allerdings nicht. Das ist gut. Immerhin das. Nachdem ich die Matte* wieder verstaut habe, schnappe ich mir die vorgepackte Schwimmtasche* und fahre zum Schwimmbad. Freitags bin ich hier so gut wie nie, weil wir freitags oft etwas anderes machen. Jetzt aber, wo die Kontakte wieder so gut wie möglich reduziert sind, passt das Schwimmtraining gut rein. So gut, wie es halt an einem kalten Freitagabend passen kann.
Denn da können wir ruhig ehrlich sein. Bei der Kälte ins Schwimmbad zu gehen, das ist nicht unbedingt verlockend. Vor allem, weil auch das Wasser im Becken oftmals kühl ist. Zumindest fühlt es sich kühl an. Ich dusche deshalb auch immer ziemlich kalt. Was mich dann zwar das kühle Becken als warm empfinden lässt. Aber unter die kalte Dusche muss ich ja dann trotzdem. Und bei uns sind es noch nicht mal krasse Minusgrade oder so. Es ist nur so um den Gefrierpunkt herum. Also weit entfernt von schrecklich eisig. Vor allem nicht über Wochen.
Der Freitagabend serviert im Schwimmbecken eine andere Schwimmermischung, als unter der Woche. Freitags kommen die, die es noch ernster meinen, als die, die unter der Woche schwimmen. Wer seinen Freitagabend im Becken verbringt, der hat Pläne. Ich merke das heute recht deutlich. Während ich meine 2.500 Meter schwimme, geht auf meiner Nebenbahn die Post ab. Und zwar so richtig. Nun gut. Hier werden wahrscheinlich gute 500 Meter mehr absolviert, als bei mir. Mich mit anderen zu vergleichen, das hat allerdings schon vor einer Weile aufgehört. Was weiß ich denn schon über den Bahnennachbar?
Der könnte ja sein ganzes Leben im Verein geschwommen sein. Ein Vergleich macht also keinen Sinn. Denn ich schwimme ja trotzdem nur so schnell oder ausdauernd, wie ich eben schwimme. Der Vergleich mit anderen beschleunigt mich in keinster Weise. Mein heutiges Trainingsprogramm schafft es nicht so ganz mich in Trance zu schwimmen. Dafür benutze ich jedes Schwimmhilfsmittel, dass ich an den Beckenrand gelegt habe mehr als einmal. Ich glaube, dass Trance Schwimmen passiert wirklich eher ohne Hilfsmittel. Wenn ich mich nicht auf die Technik konzentrieren muss, sondern einfach nur schwimme.