Nach meinem letzten Lauf hatte ich ja eine großartige Idee und habe einen Lauftrainer kontaktiert. Ich habe nach jemandem in Frankfurt gesucht und bin auf Iris gestoßen. Wie ist ein Lauftraining mit einem Lauftrainer so? Ich habe mir einfach mal nichts vorgestellt und einfach abgewartet. Heute früh um 8h treffen wir uns am Kahnplatz in Nied und schon geht’s los. Ich habe in der Vergangenheit schon mal Lauftraining gemacht, allerdings immer in Gruppen. Mit Iris bin ich heute alleine. Wir spazieren ein Stück und dann wird auch schon getrabt. 

Wie schön das hier in Nied an der Nidda und am Main ist! Das wusste ich so gar nicht, woher auch? Ich bin hier manchmal zum Anfeuern beim Frankfurt Marathon gewesen. Das war es dann auch schon. Nied liegt selten auf meinen Rad- oder Laufstrecken. Und beim Marathon anfeuern haben wir ja auf der Straße gestanden. Iris und ich traben um ein paar Ecken und sind dann auch schon mitten in der Natur. Schön, dass Frankfurt, trotz Großstadtdasein,  solche Oasen zu bieten hat, die sich für ein Lauftraining perfekt eignen. 

Während Iris und ich an den Main traben gibt es viel zu besprechen. Iris kennt mich ja nicht, also muss ich sie ein bisschen abholen und sie auf den Leistungsstand bringen. Sie muss außerdem erfahren, was möglich ist, und was eben auch nicht. Ich glaube ja, dass bei mir jede Menge Laufpotential vorhanden ist. Also nicht, dass an mir ein Profiläufer verloren gegangen ist, das glaube ich nicht. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass ich viel falsch mache und deshalb eben nicht gut vorankomme. Deshalb hoffe ich auf Iris. Sie soll diese Themen aufdecken und mir dabei helfen meine Lauftechnik zu verbessern. 

Nachdem wir uns etwas eingelaufen haben, was bei mir ja irgendwie immer so nebenbei passiert, macht Iris einige Aufnahmen von mir und dann geht es an die Auswertung. Ich sehe, was ich mache und es sieht nicht besonders läuferisch aus. Da geht viel Energie über meine Armarbeit verloren, die ich auch gut in den Vortrieb investieren könnte. Über Armarbeit habe ich natürlich schon einiges gelesen. Unter anderem geht es darum ja auch in der Laufbibel. Trotzdem ist es für mich etwas anderes, wenn mir das jemand direkt am bewegten Bild erklärt und die Verbesserungen auch gleich im Lauftraining umgesetzt werden können.

Wir beginnen erst mal mit den Armen bei mir. Die sind ein großes Thema und wenn ich das schon mal in den Griff bekomme, dann ist schon viel getan. Iris und ich laufen am Main entlang und probieren einiges aus. Wie ich die Arme halte und wie sich mein Laufgefühl dabei verändert zum Beispiel. Sowas mache ich ja nie alleine. Erstens, weil ich gar nicht darauf komme, das mal auszuprobieren und zweitens, weil ich mich so selten komplett filme, dass mir so eine Fehlhaltung überhaupt auffallen würde. Wenn ich mich mal aufnehme, dann betrachte ich meine Videos auch einfach mit einem anderen Auge.  

Kniehub beim Läufer

Bei einem Läufer auf die Arme zu schauen kommt mir nicht in den Sinn. Iris aber schon. Und da die Arme bei der Laufbewegung die Beine steuern ist der Ansatz sich die Arme genau anzusehen also genau der Richtige. Komme ich halt nicht alleine drauf, auf sowas. Ich schau mir die Beine an und stelle fest, dass ich die nicht richtig hochbekomme und dass es anders aussieht, als wenn Eliod Kipchoge oder Sabine Mockenhaupt durch die Gegend laufen. Dass die allerdings meistens deutlich flotter unterwegs sind, als ich, das bringe ich nicht direkt übereinander. 

Ich habe heute gleich einige Aha-Erlebnisse im Lauftraining und bin darüber wirklich mehr als glücklich. Iris hat anscheinend einen guten Lehrerdraht zu mir und kann mir die Themen prima vermitteln. Das ist ja mal das Wesentliche, wenn es um eine Trainerbeziehung geht. Ein Lauftraining alleine mit einem Trainer ist da für mich wirklich deutlich effektiver, als in einer Gruppe. Die ist nämlich selten homogen und der Lauftrainer muss jedem Teilnehmer gerecht werden. Und wenn die Problematiken unterschiedlich sind und die Leistungslevel ebenfalls, dann wird es schon richtig schwer, die Gruppe gleichermaßen zu bändigen. 

Iris und ich traben am Mainufer entlang und mit meiner neuen Armarbeit bin ich deutlich unangestrengter unterwegs. Obwohl die Geschwindigkeit sicherlich ähnlich schnell oder langsam ist, wie vorhin, muss ich jetzt kaum hecheln. Das könnte natürlich auch ein Stück weit mit der Temperatur zusammen hängen, die für meine Lunge mittlerweile deutlich angenehmer ist. Als wir vorhin los sind, waren es ja nur 10 °C. Im August. Ich habe aber trotzdem das Gefühl, als macht es die veränderte Armarbeit deutlich leichter. Also für die Beine, denn in den Armen werde ich morgen garantiert Muskelkater haben. 

Als weiteren Punkt um schnell eine Verbesserung zu erreichen, machen wir übrigens meine Brusttasche aus. Die ist zum Walken und wandern ja wirklich super, aber beim Laufen schwingt sie hin und her. Zusätzlich engt sie, wenn ich sie schwingfrei haben möchte, meinen Brustkorb ein. Das ist bei meinen bisherigen Läufen kaum aufgefallen, weil die langsam waren. Jetzt aber möchte ich mit dem klaren Blick auf den IRONMAN 70.3 Duisburg im nächsten Jahr meine Lauftechnik deutlich verbessern. Die Empfehlung hier lautet deshalb ganz klar Laufweste. Das werde ich gleich angehen. Immerhin ist es einen Versuch wert. 

Unsere Wege trennen sich wieder am Kahnplatz und ich fahre ins Büro. Irgendwie bin ich ziemlich beflügelt jetzt.